Der Spaß im Leben

Beim Surfen durchs Web bin ich auf zwei interessante Beiträge gestoßen: Den einen von Ronja unter dem Namen „Lasst euch gehen“ und den anderen von Alenx Weos unter dem Namen „Lasst euch nicht gehen“. Es lohnt sich definitiv die beiden Beiträge zu lesen. Da sie im Widerspruch zueinander stehen, würde ich allerdings erst mit Ronjas Beitrag anfangen. Um es mal kurz wiederzugeben: Während Ronja dazu aufruft sich über mögliche Konsequenzen, Überkorrektheit oder moralischem Handeln weniger Gedanken zu machen, entgegnet Alenx, dass genau diese Reflexion wichtig ist, um eine gesunde Gesellschaft und einen gesunden Körper zu erhalten. Es fallen Schlagworte wie Drogen, Sex, vegane Ernährung, Luxus, etc. Ohne jetzt weiter auf die beiden Artikel einzugehen, ist die Frage, ob man lieber als Hedonist lebt und einfach nur genießen sollte, ohne sich Gedanken über die Folgen zu machen oder ob man besser als „supermoralischer“ Mensch lebt, der sich stets den negativen Folgen seines Handelns bewusst ist und deswegen versucht sie zu verhindern, natürlich schon uralt.

Veganer und das Glück

Ich bin ja der Meinung, dass man irgendwo ein Mittelmaß finden sollte. Der eigene Nutzen / Spaß und die negativen Konsequenzen daraus sollten in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen. Das weiß natürlich jeder, der mal versucht hat in 2 Minuten 1 Liter Wodka zu sich zu nehmen. (Allerdings weiß er das meist erst hinterher 😉 ) Würde ich mir aber bei jedem Satz den ich schreibe, Gedanken darüber machen, dass ich doch lieber den PC ausschalten sollte, um Stromkosten zu sparen, dann wird man irgendwann so stark in seinen Freiheiten eingeschränkt und im Endeffekt unglücklich. Auch wenn das Stromsparen natürlich die „richtige“ Entscheidung wäre, macht Nicht-Stromsparen einfach mehr Spaß. Ignoranz bzw. Missachtung sind also oft notwendig fürs Glück. Auch die eigenen Bedürfnisse über die von anderen zu stellen ist in diesem Kontext wichtig.

Wenn ein Veganer einem Vorwürfe macht, dass man an der Massenvernichtung der Tiere beteiligt sei, dann hat er absolut recht. Aber solange mir Schweinchen Babe nicht zeigt, wie ich kostengünstig meinen eigenen Burger in der Petrischale züchten kann, ist mir das irgendwo egal. Genauso egal wie es dem Veganer vielleicht egal  ist, dass er durch seinen Biodieselkonsum, zum Hunger in der dritten Welt beiträgt oder seine Sojamilch erst quer um den Globus geflogen werden muss. Das soll jetzt kein „erst mal vor der eignen Haustüre kehren“-Aufruf sein, auch kein Aufruf dazu alle Prinzipien über Bord zu werfen. Aber wir leben in einer Welt, die so stark vernetzt ist, dass der Schmetterlingseffekt bei fast jedem Schritt, den wir machen greift. Oder ums mal neu modern auszudrücken: Für jeden Angry Bird, den wir auf unserem iPhone gegen eine virtuelle Wand schleudern, wird irgendwo ein Kind (oder Tier) geboren, das einen lebenslangen Leidensweg vor sich hat. Und das, weil wir unbedingt auf unseren „Luxus-Phones“ bunte Vögel gegen Wände schleudern wollen. Oder nach Ägypten in Urlaub möchten. Oder unsere Klamotten beim C&A kaufen. Oder …. Ich möchte verdeutlichen, dass es den superkorrekten Menschen nicht gibt. Außer vielleicht diesen einen Typen, der irgendwo mit seinen Hanf-Klamotten im Wald wohnt und sich von Beeren ernährt.

Aber ansonsten sind wir alle irgendwo von niederen Trieben gesteuert. Wir zerstören irgendwo die Umwelt. Sorgen irgendwo für das Leid von Menschen.  Wollen uns  irgendwo von Rationalität oder bedingungsloser Nächstenliebe nicht einschränken lassen.  Etc. Ich halte es deswegen für falsch, sich bei jedem Käse Gedanken darüber zu machen, was die Folgen wären. Und sich stattdessen nur bei den wichtigen Dingen, um die Konsequenzen zu sorgen. Was einem wichtig ist (Gesundheit, Schutz der Umwelt, Schutz der Tiere, etc), entscheidet natürlich jeder für sich. Wie seht ihr die Sache?

Das Bild stammt von Pixelio vom Fotografen ich-und-du


Kommentare

11 Antworten zu „Der Spaß im Leben“

  1. Das ist immer wieder ein „gefährliches“ Themengebiet bei dem sich die Menschen gerne die Köpfe einschlagen. Am Ende würde ich sage „Macht doch alle was ihr wollt, so lange ihr niemanden damit verletzt oder einschränkt“.

    Und nun peitsch mich aus mit meiner einfachen Meinung 😉

  2. Zu aller erst möchte ich sagen, dass mir Bloggen noch nie so viel Spaß gemacht hat (okay, ich bin erst seit ein paar Monaten dabei… ). Entstehen solche Diskussionsrunden öfters unter Bloggern? =D

    Ich weiß nicht, wie radikal sich meine Antwort für jemanden anhört, der mich kennt. Aber ich teile eigentlich deine Meinung.
    Der Mensch ist von Natur aus egoistisch (und das muss er auch sein um zu überleben) und möchte in erster Linie ein glücklicheres Leben führen. Deshalb wird er immer die Option wählen, die ihn glücklich macht. (Ein wichtiger Unterschied ist, ob man dabei kurzfristig denkt oder nicht.)
    Aber das bedeutet für mich nicht, dass der Mensch deshalb mit Scheuklappen durch die Welt laufen darf und seine Triebe einfach so ausleben darf. Das, was und von den Tieren unterscheidet, ist unsere Vernunft. Und diese sollen wir so einsetzten, dass wir auf lange Sicht (!) für uns (und damit automatisch für die Umwelt, da Lebensgrundlage) davon profitieren. Und dazu gehört eben auch Einschnitte zu machen. Natürlich sollen sie nur so groß sein, dass sie uns nicht zu stark belasten. Mich belastet es zum Beispiel nicht für eine 10km Strecke ein Fahrrad zu nehmen, während ich für 100km auf jeden Fall ein Auto oder die Bahn nehmen würde. Das ist mein Kompromiss, mit dem ich persönlich glücklich und zufrieden bin.
    Und ja, man kann auch glücklich sein, wenn man über seine Handlungen nachdenkt 😉

    Über den Schmetterlingseffekt in Zeiten der Globalisierung will ich jetzt nicht großartig viel sagen. Außer, dass wir ihn nutzen sollen, um die Welt zu einem etwas besserem Ort zu machen. Dabei sollen wir selbstverständlich auch glücklich bleiben 🙂

    1. Die Diskussionsrunden gibts meist nur bei politischen / gesellschaftlichen Themen. Mein Blog gehört normalerweise eher in den Spielebereich. Da gibts selten Diskussionen unter Bloggern.

      Deine Meinung hört sich eigentlich gar nicht radikal an.

      Aber ich würde glaube ich nicht glücklich sein, wenn ich bei jedem Handgriff, den ich mache, die Folgen vor Augen geführt bekomme. Das ist mir auf Dauer viel zu frustrierend. Du stehst auf, schlüpfst in deine Klamotten von C&A. Bekommst erstmal ne Standpauke über Kinderarbeit und Umweltverschmutzung in Bangladesch.

      Ich öffne meine Milch am Frühstückstisch: Hunger und Krankheiten in Afrika

      Stöpsel meinen MP3 Player von Aldi an: Niedriglöhne, unsoziale Arbeit

      Ich jogge auf asphaltierten Straßen durch den Wald: Verstädterung, Umweltverschmutzung, Zerstörung von Tierlebensräumen.

      Und das Programm dann den ganzen Tag?

      1. Man muss ja nicht ständig daran denken. Das würde niemanden glücklich machen. Aber es wäre von Vorteil, wenn man diesen Problemen bewusst ist und sie Schritt für Schritt ändert. Dann hat man auch keine Gedanken, die einen runterziehen, weil man etwas unmoralisches macht. (Wenn wir etwas vollkommen in Ordnung finden würden, würde es uns ja bei dem Gedanken daran nicht schlecht gehen.)
        Was ich schade finde ist, dass es meistens eine Frage des Geldbeutels ist. Fair-Trade-Produkte sind einfach für alle besser. Aber man will ja sein ganzes hart erarbeitest Geld auch mal für sich ausgeben und nicht für andere 🙂

        So, und jetzt schlüpfe in meine Sportklamotten aus H&M, mit denen ich die Ausbeutung unterstütze, und geh eine Runde Joggen 🙂

        1. Jop. Wenns den Geldbeutel betrifft, muss man halt auch andere Anreize bieten, als „wir stellen das gleiche Produkt nur „fairer“ bzw. „umweltfreundlicher“ her“. Da kann ich manche Konsumenten auch verstehen, wenn sie stattdessen zu den 40% billigeren Produkten greifen, die genauso oder besser schmecken/aussehen/funktionieren. Erst recht dann, wenn das Geld nicht so locker sitzt.

          Man muss irgendwo seine Nische mit Alleinstellungsmerkmalen finden.

          Und vielen Dank für deine/eure Verlinkung 🙂

  3. Ich bin der Meinung das ein einzelner Mensch durchaus Gut ist, auch in banalen Dingen wie Fleischesser oder Veganer, in der großen anonymität der Masse an Menschen treibt man eben mit, mich eingeschlossen, ohne wirklich darüber nachzudenken, man macht eben die Dinge so wie es Alle machen. Mein Problem besteht darin dass ich ein starkes Bewusstsein dafür habe, und vieles gerne besser machen würde, schlussendlich aber alles gleich wie Jedermann mache. So habe ich haufenweise Elektrogeräte zu Hause, kaufe billige Nahrungsmittel, esse wieder Fleisch und und und.

    Dadurch bekomme ich oft ein Schlechtes Gewissen -.-

    Schlußendlich muss Gerechtigkeit, Umweltschutz und Tierschutz eine politische Entscheidung sein, ansonsten wird die große Masse immer den einfacheren Weg gehen, mich selbst muss ich leider da auch einreihen.

    Grüße TomTom

    1. „Schlußendlich muss Gerechtigkeit, Umweltschutz und Tierschutz eine politische Entscheidung sein, ansonsten wird die große Masse immer den einfacheren Weg gehen“

      Man muss allerdings auch recht vorsichtig sein. Die Keule auszupacken ist meist kein guter Weg, um Konsumenten zu etwas zu bewegen.
      Vielmehr sollte man für mehr Transparenz, Aufklärung und Alternativen sorgen.

  4. Ich habe nun nach und nach die einzelnen Beiträge überflogen. Ja überflogen!

    Es ist für mich vollkommen in Ordnung,dass jeder seine Meinung äußert, diese vertritt und darüber diskutiert. Mich erfreut es auch, wenn jemand versucht die Menschheit aufzuklären. Kritische Themen beleuchtet usw.,

    Doch mir gefällt an den Texten von Alxen die Tonlage und der Ausdruck zwischen den Zeilen nicht. Die Texte wirken auf mich „radikal“, „aggressiv“ und „starr“. Bei so was werde ich stur.
    Ich glaube würdet ihr die Thematik ein wenig „lockerer“ angehen, würdet ihr mehr Leute erreichen und bewegen.

    Amen

    P.S. Ich warte auf die zweite Peitsche 😉

    1. Bei Gesellschaftskritik bzw. Konsumkritik steht man oft auf verlorenem Posten. Bleibt man sachlich und neutral, interessiert es kaum einen. Nichts ändert sich. Wird man emotional und angreifend, ändert sich zwar auch nichts, aber wenigstens kann man seinem Ärger Luft machen. Das ist mir gerade bei „Konsum-Diskussionen“ häufig aufgefallen.

      Wenn man sich trotzdem an solchen hitzigen Diskussionen beteiligen möchte, muss man sich entweder ein dickes Fell zulegen oder lernen die Wut des anderen zu kontrollieren.

      Die zweite Peitsche kostet aber was 😉

  5. Danke dafür 🙂
    Sehr interessante Sichtweisen dabei… dadrüber kann ich auch mal philosophieren.

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