Mir geht es auf den Keks. Ich bin in eini­gen Blog­ger­grup­pen und täglich auf Face­book. Und ger­ade in den Social Media stolpere ich alle paar Minuten über solche Über­schriften. Dazu noch ein Foto mit viel nack­ter Haut, das auf den Artikel ver­linkt (ken­nt man ja von Youtube) und ruck­zuck steigen die Besucherzahlen.

Das Wort “Test” sollte man als Blog­ger bess­er durch “Review” erset­zen, weil let­zteres häu­figer ein Such­be­griff ist. Bitte auch möglichst ver­mei­den lange (gut recher­chierte) Artikel zu erstellen, weil die weniger Leute lesen, als irgend­was emo­tion­al Dahingeklatscht­es mit 447 Wörtern. Ach ja, und immer Zahlen in Über­schriften erwäh­nen! Leser lieben Zahlen. 5, 10, 100, wer sich traut auch mal ne 12, … Man muss den Leuten mit der Über­schrift nur klar machen, dass sie auf alle Fälle etwas ver­passen, wenn sie diesen Link nicht anklick­en. Da macht es dann auch nichts, dass die Über­schrift eigentlich null Infor­ma­tion­s­ge­halt hat.

Ich denke Über­schriften wie “Dieser Artikel wird dich schock­en”, ken­nen wir alle. Und solche Click­baits (Klick­fänger) rang­ieren bei mir etwa auf dem Niveau der “100.000 Euro in 20 Minuten ver­di­enen” und “Ärzte sind verblüfft: Penisver­längerung durch täglichen Graskon­sum” — Emails. Natür­lich machen solche Über­schriften neugieriger als ein­fach nur “Zusam­men­fas­sung: Kafkas Türhüter­para­bel” zu schreiben. Und wenn der Artikel nun­mal “10 Gründe sich Arschloch auf die Stirn tätowieren zu lassen” liefert, dann kann man das auch so in der Über­schrift niederschreiben.

Aber wie viele “Diese Geschichte wird dein Leben verän­dern”  Geschicht­en, haben denn euer Leben verän­dert? Mal davon abge­se­hen, dass diese meist erstunken und erlogen sind und so voller Pathos, Roman­tik und Kitsch triefen, dass man dem Ver­fass­er am lieb­sten vor die Füße kotzen möchte.

Eine Über­schrift sollte in erster Lin­ie den darun­ter­liegen­den Text auf den Punkt zu brin­gen. Deswe­gen heißt es ja auch Über­schrift und nicht Klick­fang-Schrift. Wenn die Über­schriften immer­hin noch the­ma­tisch mit dem anschließend Text ver­bun­den sind, dann kann man heutzu­tage ja noch froh sein. Aber selb­st dann ärg­ert man sich, wenn auf die Über­schrift “Tit­ten, Tit­ten, Tit­ten” ein Fachar­tikel über die Her­stel­lung von Silikonkissen fol­gt. Wieso kann man den Artikel nicht ein­fach “Die Her­stel­lung von Poly­meren, die die Möpse größer machen” nen­nen? Da hat man das Inter­esse geweckt UND gle­ichzeit­ig weiß der Leser, worum es sich drehen wird.

Aber ganz schlimm wird es dann, wenn die Über­schrift bzw. die damit ver­bun­dene Klick­zahl die The­men des Artikels im Vor­feld bee­in­flussen. Ich rede jet­zt nicht von wis­senschaftlichen Arbeit­en mit Leit­fra­gen wie “Wie bee­in­flusst der quar­täre Sek­tor die Sky­line von Frank­furt?”. Son­dern eher von z.B. Youtube-“News”, bei denen sich min­destens ein The­ma um Sex drehen muss, damit man eine halb­nack­te Frau oder Ani­me­fig­ur (für Nerds) in das Teaser­bild pack­en kann. Anson­sten brechen ja die Klicks um 40% ein.

Sowas ist trau­rig. Es ist trau­rig, dass sich Redak­teure / Ver­fass­er zu soet­was genötigt sehen müssen. Es ist aber auch trau­rig, dass es funktioniert.