Ich war früher, wie viele andere, großer Fan der 4X-Sci-Fi Spiele wie Mas­ter of Ori­on, Pax Impe­ria oder Galac­tic Civ­i­liza­tions. In allen Spie­len gehts ums gle­iche Prinzip: Man fängt mit einem Plan­eten und ein­er kleinen Anzahl an Schif­f­en an und muss inner­halb viel­er Stun­den sein Imperi­um aus­bauen, seine Feinde in die Ecke treiben und Forschung betreiben.

In Stellaris alles etwas umfangreicher

Das 2016 erschienene Stel­laris ändert an diesem Grund­prinzip­i­en nicht viel. Ist bei (fast)allem was es tut aber um Einiges größer und um Einiges tief­greifend­er. Die Galax­ien in Stel­laris sind gigan­tisch. Der Forschungs­baum rel­a­tiv groß. Die Anzahl an KI-Völk­er ist bish­er die umfan­gre­ich­ste, die ich in dem Genre gese­hen habe. Wenn man Pech hat, muss man schon mal an sieben Fron­ten gle­ichzeit­ig Krieg führen.

 

Ger­ade Ein­steiger wer­den wohl durch die hohe Kom­plex­ität des Spieles erschla­gen. Das fängt schon bei der Imperi­umsver­wal­tung an. Je größer das Imperi­um wird, desto het­ero­gen­er wer­den die Ethiken der eige­nen Bevölkerung. So kann es sein, dass man nach weni­gen Spiel­stun­den einen großen Teil der Bevölkerung hat, der eher mate­ri­al­is­tisch eingestellt ist. Und einen anderen großen Teil, der eher spir­ituell eingestellt ist. Je nach­dem, welche Poli­tik ihr als Anführer ver­fol­gt, kann das schon­mal zu Kon­flik­ten führen. Die machen sich erst durch ver­min­derte Pro­duk­tion, dann durch Unruhen und let­z­tendlich durch offene Rebel­lio­nen bemerk­bar. Schlimm­sten­falls muss man Krieg gegen das eigene Volk führen. Innen­poli­tik ist ein großer Bestandteil von Stellaris.

Natür­lich kön­nte man bei der Volk­er­stel­lung vor dem Start ein­er Par­tie auch ein­stellen, dass das eigene Volk ein kollek­tives Schwarm­be­wusst­sein besitzt. Damit wären Rebel­lio­nen nicht möglich. Das Schwarm­be­wusst­sein zieht aber auch eine Rei­he Nachteile mit sich. Soet­was wie “glück­lich sein” ken­nt dann die eigene Bevölkerung nicht. Die Pro­duk­tion­srat­en sind deswe­gen immer durch­schnit­tlich. Auch Migra­tion von (frem­den) Indi­viduen sowie bes­timmte Weit­er­en­twick­lungsp­fade des eige­nen Volkes sind hier nicht möglich.

Weiterentwicklung und Ressourcenverwaltung

Die Weit­er­en­twick­lung der Völk­er erin­nert hier stark an die aktuellen Civ­i­liza­tion-Ableger: Neben euren Ressourcen (Dust / Min­er­alien) erhal­tet ihr euch eine Ressource namens “Einigkeit” mit deren Hil­fe ihr bes­timmte Boni für euer Volk auswählen kön­nt. Ähn­lich wie die Poli­tiken in Civ­i­liza­tion kön­nt ihr somit auch abseits der wis­senschaftlichen Forschung gezielt euer Mil­itär, die Wirtschaft, die Expan­sion oder andere Zweige eures Imperi­ums vorantreiben.

Als let­zte der vier Haup­tres­sourcen dient der soge­nan­nte “Ein­fluss”. Dieser ist notwendig um diplo­ma­tis­che Beziehun­gen zu pfle­gen oder Außen­posten zu erricht­en, die euer Imperi­um erweit­ern. Natür­lich spielt die Diplo­matie auch in Stel­laris eine wichtige Rolle. Wer es sich früh mit allen Nach­barn ver­scherzt, kommt schnell ins Hin­tertr­e­f­fen. Durch die große Anzahl an KI-Kon­tra­hen­ten, gibt es ger­ade im späteren Spielver­lauf aller­hand diplo­ma­tis­che Vere­in­barun­gen untere­inan­der. Die größte davon ist sicher­lich die Föder­a­tion. Darin schließen sich mehrere Völk­er zusam­men und besitzen eine gemein­same Flotte, mit deren Hil­fe man das Föder­a­tions­ge­bi­et vertei­di­gen kann — oder eben das feindliche Gebi­et erobern kann.

Dampfwalzen-Methode nicht möglich

In anderen 4X-Titeln ist es meist so, dass ich bere­its nach 10–15 Spiel­stun­den einen großen Vor­sprung gegenüber allen anderen Geg­n­ern habe und meine Geg­n­er dann alle­samt mit ein­er gigan­tis­chen Flotte über­ren­nen kann.  Stel­laris hat hier einige Sys­teme, die genau das verhindern:

Zum einen ist der all­ge­meine Schwierigkeits­grad recht hoch. Immer mal wieder üben Geg­n­er früh Druck auf mich aus, sodass ich nicht in Ruhe wirtschaften, forschen oder meine Flotte aus­bauen kann. Sel­biges gilt für den innen­poli­tis­chen Druck. Wenn man mal seine ganze Flotte an Rebellen oder Pirat­en ver­loren hat, dann erholt man sich erst­mal nicht so schnell davon.

Ein weit­er­er Punkt ist die Tat­sache, dass es immer wieder KI-Geg­n­er gibt, die selb­st schnell einen Vor­sprung aus­bauen. Oft trifft man dann im mit­tleren Spielver­lauf auf diese Geg­n­er, die einem teil­weise über­legen sind, und ras­selt sofort bei der Expan­sion aneinander.

Dann gibt es noch die alten Völk­er. Die sind von anfang an allen anderen haushoch über­legen. Besitzen unglaublich fortschrit­tliche Tech­nolo­gien und eine gigan­tis­che Flotte. In der Regel sind diese alten Völk­er abso­lut pas­siv — greifen die anderen also nicht von sich aus an. Aber wer vor hat, die ganze Galax­ie zu erobern, kommt nicht daran vor­bei, sich an den alten Völk­ern die Zähne auszubeißen.

Zu guter let­zt gibt es noch die Endgame-Krisen. Das sind Events, die erst im sehr späten Spielver­lauf ein­treten und dafür sor­gen, dass in der ganzen Galax­ie die Kacke am Dampfen ist. Robot­er­auf­stände, Inva­soren aus ein­er anderen Dimen­sion oder alte Völk­er, die plöt­zlich erwachen und alles um sich in Brand stecken.

Fazit

Ihr seht, dass Stel­laris ger­ade in Detail­fra­gen einen anderen, sehr kom­plex­en weg geht. Mit kosten­losen Patch­es und kostenpflichti­gen Addons, die in den let­zten Monat­en veröf­fentlicht wur­den, wurde auch ordentlich am Game­play geschraubt, neue Inhalte und Spiel­machaniken einge­führt. Auch wenn es sich kom­plett anders spielt als mein bish­eriges Lieblings 4X (Mas­ter of Ori­on 2), gibt es doch viele Para­lellen, die zusam­men mit den einzi­gar­ti­gen Ideen dafür sor­gen, dass Stel­laris für mich der beste 4X-Titel seit 21 Jahren ist. Nur dass das Spiel nicht run­den­basiert ist — daran musste ich mich gewöhnen.