Auf Pixelpinata gibt es einen interessanten Artikel zum Thema, welches ja seit gut drei Wochen in den Medien heftig diskutiert wird: Sexismus. Also darum, (Achtung: nicht meine Meinung, weil zu Einseitig gedacht) dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts in Schubladen gesteckt und nur auf ihr Äußeres reduziert werden. Hier ein kleiner Ausschnitt aus Bastis Blog:
Noch immer Zweifel? Anita Sarkeesian startet ein Kickstarter Projekt, in dem sie auf Sexismus in Videospielen aufmerksam machen will. Das Ergebnis: Ein verstörender Shitstorm voller Vergewaltigungs- und Morddrohungen. All diese Spiele, all diese Werbung und PR, all diese Reaktionen. Das alles schreit “Das hier ist für Männer. Hier haben Frauen nichts zu suchen.” Sexismus fängt da an, wo grob 50% unserer Bevölkerung ignoriert und diskriminiert werden und das ist leider in diesem Medium der Fall. “Sex sells”, natürlich. An heterosexuelle Männer.
“Wir” sehen den Sexismus nicht, weil viele Produkte und ihre Werbung für “uns” gemacht sind. Für heterosexuelle Männer. Das ist ja das Problem. Das Ungleichgewicht. Es ist nicht so, dass es keine Frauen in Videospielen gäbe, aber ihre Rollen und ihre charakterlichen Eigenschaften sind nun einmal schwer begrenzt. Charakterlose Sextoys, Belohnungen, Trophäen und so weiter. Sexismus ist nicht ein Problem, das getrennt in verschiedenen Medien und Erscheinungsformen zu sehen ist. Es ist ein gesellschaftliches Problem, das seinen Weg dorthin findet. Es besteht ein großer Graben zwischen Frauen und Männern in unserer Gesellschaft, der durch veraltete Rollenbilder und Strukturen geschaffen und zementiert wird. Die Gleichstellung der Frauen hört nicht auf dem Papier auf, durch gleiche Rechte. Das größere Ungleichgewicht besteht in den Köpfen. Der Default ist bei uns der weiße, hetereosexuelle Mann und das gilt nicht nur für Videospiele. Das ist die generelle Zielgruppe. Das ist gerade als Bestandteil der Zielgruppe schwierig zu erkennen und sich einzugestehen, denn wir sind die Priviligierten für die der Großteil zugeschnitten wird.
Hier muss ein Gleichgewicht hergestellt und Teilhabe ermöglicht werden. Das geht nur eben viel weiter als den meisten von uns überhaupt bewusst ist.(…)“
Der Artikel schildert ebenfalls, die auch schon von mir angesprochenen Probleme bezüglich der Opferprinzessinnen und Kampflesben. Also der Darstellung von Frauen in Extremen.
Trotzdem bin ich sowohl in der Medienbranche, als auch in der aktuellen Reallife-Debatte anderer Meinung, was den Umgang mit Sexismus betrifft. Ja, Sexismus ist allgegenwärtig. Ja, Sexismus, der sein gegenüber diskriminiert ist zu verurteilen. Aber was einen diskriminiert, entscheiden immer noch die betroffenen Personen selbst. Die Darstellung einer hübschen Frau in Videospielen muss doch nicht gleich negativ sein. Klar, so was möchte die Zielgruppe sehen. Aber das hat nichts mit dem weiblichen Geschlecht zu tun, sondern mit generellen Ansichten was in unserer Gesellschaft erstrebenswert ist und was nicht. Wann habt ihr denn das letzte Mal einen übergewichtigen, uncharmanten, unattraktive, männlichen Versager gespielt? Was? Ihr spielt nur Helden, die wie Brad Pitt oder George Clooney aussehen? Na, sowas aber auch!
Tomb Raider 9 = Sexismus = Alle jammern rum |
Ist es denn immer noch Sexismus, wenn sowohl Männer als auch Frauen auf Oberflächlichkeiten reduziert werden? Natürlich! Aber es schmälert dieses Gejammer über die böse Männerwelt , welches in den Spiegelonline- oder Sternkommentaren zu Hauf zu finden ist. Das soll keine Relativierung des Problems „Sexismus“ sein, sondern eine Relativierung der Darstellung dieses Problems in den Medien.
Sexismus ist das systematische Anwenden von Vorurteilen aufgrund des Geschlechts. Die Grundlagen dafür sind Erfahrungswerte, welche sich die Bevölkerung, eine Gruppe von Menschen oder ein einzelner Mensch angeeignet oder durch ihr Umfeld eingetrichtert bekommen haben. Diese Vorurteile basieren manchmal auf reine Willkür, aber oft auch auf Wahrscheinlichkeiten. Wie wahrscheinlich ist es, dass sich eine durchschnittliche Frau über einen Kasten Bier zum Geburtstag freut? Wie wahrscheinlich ist es, dass sich der durchschnittliche Mann über einen Strauß Blumen zum Geburtstag freut?
Uncharted = Sexismus = Keine Sau interessiert es |
Wie wahrscheinlich ist es, dass der übergewichtige, uncharmante, unattraktive Versager bei den Spielern gut ankommt? Eben. Zielgruppen-Politik. Zielgruppe ist hier aber nicht, der 15 jährige, männliche, Computer-Nerd ohne Freundin, sondern ungefähr 95% der Gesamtbevölkerung. Unabhängig von Hautfarbe, Religion, Kultur, Geschlecht, Alter, etc. Auch hier muss man wieder die Relationen sehen, anstatt einem bestimmten Typ den schwarzen Peter zuzuschieben.
Es geht mir, wie auch in meinem Artikel über die Rolle der Frau, nicht darum weiterhin mit Held oder Frau 08/15 um sich zu werfen, weil die Zielgruppe das so gewohnt ist. Sondern darum die Grenzen zwischen Topfigur und fettleibig, zwischen charmant und uncharmant, zwischen stark und schwach aufzuweichen, um so ein differenzierteres Bild von Charakteren zu zeichnen und aufzuzeigen, dass auch ein etwas fülligerer Charakter sehr attraktiv sein kann. Um so etwas zu bewerkstelligen, kann man schon mit Kleinigkeiten anfangen und nicht jeder Frau Doppel-D verpassen, sondern auch mal eine hübsche Frau als Heldin kämpfen lassen, die eben kein Dirndl ausfüllen kann oder ständig halbnackt durchs Bild rennt.
Aber muss ich jetzt jeder Frau eine Tonne überstülpen, ihr eine Tenorstimme verpassen und sie vollkommen geschlechtsneutral designen damit ja kein Verdacht auf Sexismus entsteht? Ich finde politische Korrektheit doof. Vorurteile besitze ich selbst – so wie jeder andere Mensch auch. Dagegen anzukämpfen halte ich genauso für Zeitverschwendung, wie sich täglich einzutrichtern, dass Frauen und Männer in allen Belangen gleich seien. Also sollte man seine Zeit und seine Gedanken lieber damit verbringen, gegen die schädlichen Auswüchse dieser Vorurteile vorzugehen. Sexuelle Belästigung, die Ausnutzung von Machtpositionen, Radikalismus – eben alles, was Menschen und der Gesellschaft direkt und desaströs schadet. Vorurteile kann man nicht verhindern, Vorverurteilung hingegen schon. Sexismus kann ich auch nicht verhindern, das flache Bild der Geschlechter in Videospielen hingegen schon.
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