Die „Umsonst-Mentalität“ im Internet

Mein Internetanschluss kostet mich 29,99 € im Monat. Dank ihm, kann ich binnen Sekunden millionen von Lieder, Bilder, Filme und sonstige Informationen abrufen. Das reicht von einem Backrezept für einen Käsekuchen, über die aktuellen Ergebnisse der Weltmeisterschaft, bis hin zu einem Bauplan für 3D-gedruckte Handfeuerwaffen. Und für diese Informationen muss ich keinen weiteren Cent zahlen. Schließlich stellen tausende von Wikipedia-Helfer ihre Artikel kostenlos für alle zur Verfügung. Der Youtube-Nutzer, der das neue Musikvideo von Katy Perry hochgeladen hat, hat das ebenfalls unentgeltlich getan. Und die Fußballergebnisse sowie sonstige Nachrichten, stehen auf den Nachrichtenplattformen ebenfalls kostenlos zur Verfügung. Auch wenn sich letztere zu einem Großteil über Bannerwerbung finanzieren, die der schlaue Nutzer ja nicht angezeigt bekommt, weil er Adblock nutzt.

Kurzum mit 29,99 € im Monat, hab ich Zugriff auf so ziemlich alles, was irgendwann mal ins Internet gesetzt wurde. Entweder auf legalen oder auf illegalem Weg. Ist doch toll, oder?

Kein Geld für Leistung

Naja, nicht ganz. Während sich mein Internetanbieter Kabeldeutschland, wohl nicht über Einnahmen beklagen kann und Youtubegrößen wie PewDiePie dank des Internets Millionen scheffeln, schauen viele, die ebenfalls Geld für ihre Arbeit im Internet verlangen in die Röhre.  Nicht weil sie ein Arschloch als Arbeitgeber haben, sondern weil keine Sau bereit ist, für Informationen, die er doch woanders im Internet kostenlos bekommt, Geld zu zahlen. Wieso soll ich die Redakteure von Spiegelonline für einen Bericht über die Syrienkrise bezahlen? Soll das doch der Spiegel machen. Wie der sich finanziert? Sein Problem!

Wieso soll ich Geld für Musik ausgeben? Bei Spotify gibts die umsonst. Bei Youtube auch. Ansonsten geh ich halt zu ner Tauschbörse. Geld für ein Foto, um es in den Blog einzusetzen? Wozu gibts die Google-Bildersuche? Mal von vielen rechtlichen Problemen abgesehen, gehen viele Hersteller bzw. Contentersteller im Netz leer aus.

Die Werbespirale

Einzige Möglichkeit für sie irgendwie über die Runden zu kommen, ist das Schalten von Werbung in Form von Bannern. 80-90% der Besucher bekommen diese allerdings nicht angezeigt, weil sie einen Werbeblocker nutzen. Was macht also der Seitenbetreiber, wenn die Umsätze um 80% einbrechen? Mehr Werbung schalten. Aufrdringlicher und größer. Im Hintergrund abgespielte Videos mit Ton. Dazu noch nicht wegklickbar. Da schlägt das Besucherherz höher! Zumindest bis der von der übertriebenen Werbung so genervt ist, dass er ebenfalls zum Werbeblocker greift. Und so entsteht der Teufelskreislauf, den so ziemlich jeder Internetnutzer kennt. Doch wie durchbricht man ihn? Für den Internetnutzer ist die Sache klar: Einfach auf die Werbung verzichten. Ist natürlich toll, so ganz ohne Einnahmen eine Familie zu ernähren. Für die Leute, die hier im Internet ihr Hobby ausleben und nebenher noch arbeiten gehen – kein Problem.

Aber was ist mit den tausenden von professionellen Online-Redakteuren? Wenn ich eine 40-Stunden Woche bei einem Verlag habe, dann mach ich das nicht aus Spaß an der Freude. Natürlich kann ich mir dann sagen: Dann geh ich halt wieder zurück in den Printbereich. Nur, wer gibt denn heute noch groß Geld für Zeitung oder Fernsehen aus, wenn er die Informationen / Unterhaltung auch im Netz bekommt. Für umsonst und viel aktueller. Die Folge davon ist, dass der Redakteur halt zusehen muss, wie er an sein Geld kommt. Und das macht er eben, in dem er entweder private Abstriche macht oder seine Artikel zur Massenware verkommen lässt, um das Pensum zu erhöhen.

Sinkende Qualität dank Adblockern?

Was übrig bleibt sind meist Kurzartikel. Ein paar Informationen und noch 2-3 Bilder in den Artikel geklatscht. Aber reicht das auch? Ich lese fast täglich die Auslands-Artikel bei ZEIT Online und Spiegel Online. Besonders interessiert bin ich an der Situation im Nahen Osten. Ich kann derzeit also ziemlich genau sagen, welche Städte derzeit von den ISIS bzw. ISIL-Kämpfern besetz sind. Aber wer sind die überhaupt? Wieso gibts die? Wofür kämpfen sie? Keine Ahnung. Die Hintergründe über die Offensive wird in den meisten Artikeln nicht beleuchtet. Dazu wäre Recherche nötig. Und die kostet Zeit. Und Zeit haben die Redakteure nicht. Deswegen beschränkt man sich einfach darauf, die DPA Berichte oder irgendwelche Twitter-Nachrichten auszuformulieren.

Aber ist das die Qualität, die wir haben wollen? Sollte man vielleicht nicht bereit sein, für gute Qualität Geld zu zahlen, anstatt sich mit irgendeinem Mist zufrieden zu geben, hauptsache er ist umsonst. Gerade Kickstarter zeigt doch deutlich, dass die Leute grundsätzlich bereit sind für gute Ideen zu zahlen. Aber sind sie auch bereit das regelmäßig zu tun? Und dazu noch für die  Medien wie der Presse-Bereich, die Musikindustrie oder das Fernsehen? Star Citizen hat jetzt bald die 50 Millionen Marke geknackt. Wer wäre denn bereit dafür bei Gamersglobal oder Gamestar ein Jahres-Abo abzuschließen? Oder einen gutgemachten Bericht über die ISIL bei der ZEIT für 0,99€ zu kaufen?

Das Bild des Beitrags stammt von Lupo auf Pixelio.de


Kommentare

4 Antworten zu „Die „Umsonst-Mentalität“ im Internet“

  1. Das ist eine Entwicklung, die auch mir große Sorge bereitet, aber leider habe auch ich keine Lösung dafür parat. Kickstarter, Patreon und Co. sind zwar Alternative Geldquellen für Kreative im Netz, aber sicher keine echte Lösung für das Problem. Man müsste die Mentalität der User ändern, aber die meisten davon interessiert es halt einen Scheiss, wie der Content entsteht und was die Macher davon haben. Mal ganz davon abgesehen, dass die meisten inzwischen sowieso nur dummes Entertainment ohne Anspruch wollen, wie mir scheint.

    1. Die Frage ist halt, ob man mit den Usern, die es schon interessiert, wie der Content entsteht, genügend Geld machen kann.
      Ich finde z.B. die Art der Finanzierung von den Humble Bundles recht passend, um damit auch Verlage / Journalisten finanzieren zu können. Flattr wäre da ein gutes Projekt, welches so ähnlich aufgebaut ist.

      Allerdings muss man auch dafür sorgen, dass genau solche Projekte populärer und weit verbreiteter werden, um wirklich effektiv zu sein.
      Denn genau durch soetwas, lässt sich einiges finanzieren, ohne gleich riesen Paywalls im Netz zu haben.

  2. Die Frage ist, wie lange das alles noch kostenlos ist. Ich bin mir sicher, dass wir früher oder später für die Zeitung online alle zahlen müssen. Wenn wir ehrlich sind, bevorzugen wir doch alle das, was günstiger ist. in diesem fall ist es kostenlos. und solange wir nicht gezwungen werden zu zahlen, wird auch kaum etwas passieren. Wenn dadurch dann sogar die Qualität steigt, würden wir davon profitieren 🙂

    1. Ich denke mal gerade die populärsten Sachen, werden weiterhin kostenlos bleiben, solange die Besucherzahlen stimmen. Wenn du Werbung schaltest und täglich 2 millionen Klicks hast, ist es dir meistens egal, ob 80% der Nutzer einen Blocker nutzen oder nicht.

      Aber für kleinere Seiten wäre die Überlegung auf ein anderes Finanzierungsmodell auszuweichen echt angebracht.

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