Elite: Dangerous – bisher das Geld nicht wert

Zugegeben, mein Jahr 2014 war dank der ganzen MMOs eher ein Jahr, bei dem ich mich mit dem Kaufen neuer Videospiele zurückgehalten habe. Ich habe lediglich ein paar kleinere Steamsales mitgenommen, wenige Vollspreistitel gekauft und ansonsten einige Spiele „gebacked“. Zu letzteren gehörte auch Brabens Weltraum-Fortsetzung Elite:Dangerous, für welche ich in der Beta Phase satte 120 Euro gelassen hatte.

WTF?! 120 Euro für ein Spiel?

120 Euro sind natürlich schon ne Hausnummer. Aber da darin alle kostenpflichtigen Erweiterungen enthalten sind und man als Weltraum-Setting-Spieler im Bereich „Schiffchen selbst steuern“ nun wirklich keine große Auswahl hat, habe ich zugeschlagen. Meine damalige Entscheidung sehe ich sowohl mit einem lachenden als auch einem weinenden Auge. Zum einen liefert das Spiel ein sehr tolles Grundgerüst. Die Grafik stimmt, die Ideen stimmen und die Dogfights machen eine Menge Spaß. Selbst die Landeanflüge unterhalten mich auch nach der 100. Landung immer noch.

Elite hat aber ein großes Problem: Das Spiel ist absolut unfertig. Denn auch wenn das Grundgerüst steht, funktioniert ansonsten noch gar nichts so richtig. Das Spiel ist derzeit ein MMO, bei dem das Konzept des Multiplayers nicht funktioniert. Und es ist ein Sandboxspiel, bei dem das Konzept einer Sandbox nicht funktioniert. Kurz vor Release im Dezember 2014 gab es in der Community eine Umfrage, ob Braben sein Spiel veröffentlichen sollte oder nicht. Der Großteil der Community entschied sich dagegen. Braben entschied sich dafür.

Anaconda Elite Dangerous

Vorschusslorbeeren übertrieben

Und auch wenn viele Spielemagazine das Spiel loben und relativ gut bewerten, kann ich diese Bewertung nicht nachvollziehen. Das Spiel ist ein MMO, aber erst seit einigen Tagen (also 4 Monate nach Release) ist es möglich andere Spieler in eine Gruppe zu laden und mit ihnen (recht umständlich) gemeinsam Missionen zu erfüllen oder Feinde zu jagen. Aber selbst heute noch, ist es nicht möglich zwischen Spielern zu handeln. Ich meine, das Spiel ist ein Sandbox-MMO und man kann nicht untereinander handeln? WTF?!

Jedes Element im Spiel, sei es der NPC-Handel, Kopfgeldjagden, Erkundung, Bergbau oder PvE ist im Spiel noch sehr unvollständig. Jeder, der sich einem bestimmten Sektor verschrieben hat, wird meist nach wenigen Stunden die Lust verlieren und stattdessen in einen fast schon unendlich erscheinenden Grind gezogen. Denn gerade die teureren Schiffe kosten mittlerweile solche Unsummen, dass man gerade als Anfänger wochenlang stumfpsinnige Methoden anwenden muss, um sie sich zu leisten. Aber selbst wenn man sich dann die größeren Pötte zugelegt hat, ist es nicht so wie in EVE, dass einem jetzt wirklich vollkommen neue Beschäftigungsmöglichkeiten offen stehen. Stattdessen ist man mit dem, was man tut einfach etwas besser als vorher. Und das bedeutet, dass man schneller an Geld kommt, als vorher. Das wars.

Um mal wieder auf die Sandbox zurückzukommen, so muss ich sagen, dass eben genau diese Sandbox eigentlich nicht vorhanden ist. Sandbox heißt für mich, dass Spieler in der Lage sind, die Welt zu beeinflussen. Sektoren erobern, Stationen zerstören, etwas aufbauen, etwas abreißen, … eben Fußspuren zu hinterlassen. Die Fußspuren in Elite beschränken sich bisher darauf, dass man als erster Entdecker einer neuen Welt namentlich genannt wird. Die ganzen Ereignisse, die Spieler in Elite auslösen sollen (z.B. Stationsbau, wirtschaftliche Entwicklung neuer Welten, etc.) sind bisher nur vereinzelt oder gar nicht vorhanden.

Und selbst dann auch nur das Ergebnis einer Tage- bzw. Wochenlanger Fleißaufgabe *gähn*. Setzt man hier EVE als Maßstab an, scheitert Elite auf allen Ebenen. Man kann keine Märkte beeinflussen, keine Imperien Gründen und schon gar keine eigenen Stationen errichten. Selbst NPC reagieren durch dieses ganze prozedurale Gehabe gar nicht auf das Verhalten der Spieler. Ganz toll. Millionen von Systemen, in denen nichts los ist. Was man tut oder andere tun ist im Spiel leider völlig belanglos. Da frag ich mich: Wo bitte soll das Spiel eine Sandbox sein?

Viele versprochene Elemente sind in Elite noch in Entwicklung. Klar. Aber im jetzigen Zustand rate ich eigentlich jedem, der kein knallharter Elite Fan ist, von einem Kauf ab.

 


Kommentare

2 Antworten zu „Elite: Dangerous – bisher das Geld nicht wert“

  1. Das sind aber harte Worte! Und 120 Euro viel Geld…ich frage mich, ob du milder geurteilt hättest, wenn es nur 20 € gewesen wären?

    Im Grundsatz gebe ich dir recht, da fehlt einiges, wobei mir das soziale Pipapo schnurz ist. Die Schiffe sind viel zu teuer, da kann ich dir nur recht geben. Aber: Atmosphärisch und vom Spielgefühl her ist meiner Meinung nach Elite Dangerous sehr gut gelungen. Ich spiele es immer nur in kleinen Etappen mit meinem Flightstick, aber die mag ich und möchte es nicht missen!

    1. „Das sind aber harte Worte! Und 120 Euro viel Geld…ich frage mich, ob du milder geurteilt hättest, wenn es nur 20 € gewesen wären?“
      Auf alle Fälle. Nicht beim Gameplay – da würde sich meine Kritik nicht ändern. Und die 60 Euro Zusatzkosten für die zusätzlichen DLC (z.B. mit Planetenlandungen) bereue ich bisher genau so wenig, wie meine Premiumpacks von Battlefield.
      Ich ärgere mich aber über die 60 Euro Kaufpreis für das Hauptspiel, die ja ebenfalls in den 120 Euro enthalten sind. Denn die sind für das, was man bisher geboten bekommt, viel zu hoch angesetzt.

      Wäre das Spiel wirklich nur für einen Zwanziger angeboten worden, wäre zumindest meine Kritik etwas milder ausgefallen. Erst recht dann, wenn es noch im Beta Stadium wäre. Aber als vollwertiges Sandbox-Spiel mit Releasestatus, fand ich die gebotenen Inhalte schon etwas krass.

      Ich habe wirklich kein EVE Online erwartet. Und die Atmosphäre und das Flugverhalten im Spiel sind absolut großartig. Aber wenn ich bereits nach gut 30 Stunden keine Lust mehr habe, irgendwas zu machen, weil sich alles nur austauschbar und unbedeutend anfühlt, dann warte ich lieber noch 1-2 Jahre Entwicklung ab, bevor ich hier eine Kaufempfehlung ausspreche.

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