Aus der Asche des Sim City 2015 empor

Nach dem eher ernüchternde Sim City 2015 hat es recht lange gedauert, bis irgen­dein Konkur­rent ver­sucht in die gescheit­erten Fußstapfen der Max­is Fort­set­zung zu treten. Es gab im Zuge der ganzen Sim City Bash Welle zwar immer mal wieder ein paar Kick­starter­pro­jek­te, die ver­sucht­en den Zorn der Fans auszunutzen und ihnen ver­sprachen genau die Städte­bausim­u­la­tion zu entwick­eln, die sich jed­er wün­schte, doch let­z­tendlich ver­liefen die meis­ten Pro­jek­te im Sand. Und obwohl Cities Sky­lines zu diesem Zeit­punkt bere­its in Entwick­lung war, hörte man von dem Spiel so gut wie gar nichts. Eigentlich hörte ich bis Feb­ru­ar 2015 über­haupt nichts von dem Spiel. Und das obwohl das Entwick­lerteam “Colos­sal Order” bere­its eine solide Städte­bausim­u­la­tion entwick­elt hat­te. Cities in Motion ist wohl den meis­ten von euch ein Begriff. Auch wenn, wie der Name schon sagt, der Schw­er­punkt eher auf der Verkehrssim­u­la­tion, als auf der Stad­ten­twick­lung lag. Das trifft (lei­der) auch zum Teil auf Cities: Sky­lines zu.

Tolle Verkehrssimulation

Nicht, dass die Verkehrssim­u­la­tion etwas schlecht­es wäre. Denn ein Großteil des Spielspaßes und Anspruch­es das Spiel aus genau diesem Auf­gaben­feld eines Bürg­er­meis­ters. Wie ver­hin­dere ich Staus, wie sorge ich dafür, dass die Trans­portwege für Waren und Rohstoffe kurz sind. Wo set­ze ich die Bushal­testellen und wo am besten den Bahn­hof. Selb­st über die Verkehrs­führung der Fußgänger­wege muss ich mir Gedanken machen. Und das nicht nur bei kleineren Dör­fern, son­dern auch in Großstädten jen­seits der 1 Mil­lio­nen Ein­wohn­er. Der Nachteil des Verkehrs-Fokus ist allerd­ings die Tat­sache, dass so ziem­lich alles andere auf der Strecke bleibt. Bere­its nach weni­gen Spielminuten schwimmt man im Reich­tum. Man muss sich kaum sor­gen machen, dass Bürg­er auf­grund zu hoher Krim­i­nal­ität, Umweltver­schmutzung, zu hoher Arbeit­slosigkeit, Katas­tro­phen oder schlechter Sozialpoli­tik die Kurve kratzen. Wenn jemand seine Stadt an die Wand fährt, dann liegt es einzig und alleine an schlechter Verkehrs­pla­nung. Und genau das ist mit bei ein­er Städte­bausim­u­la­tion zu wenig.

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Ansonsten kaum Innovationen

In Sim City 2015 haben mich Beispiel­sweise die Upgrades der Spezial­ge­bäude sehr fasziniert. In Sim­u­la­tio­nen wie Anno liebe ich es, auf die Bedürfnisse mein­er Bevölkerung einzuge­hen. In Siedler mag ich es, den per­fek­ten Wirtschaft­skreis­lauf zu erstellen. In Cities Sky­lines ste­ht man lediglich vor ein­er einzi­gen Her­aus­forderung: Dem Verkehr. Der hat mich mit­tler­weile zwar 40 Stun­den gefes­selt, aber immer mit dem Gefühl im Hin­ter­grund: “Irgend­was fehlt hier.” Ein­er mein­er Fre­unde hat es recht tre­f­fend for­muliert: “Cities Sky­lines macht nichts so wirk­lich richtig gut (außer dem Verkehrs­man­age­ment). Aber es macht irgend­wo auch nichts wirk­lich richtig falsch.” Cities Sky­lines ist ein gutes Spiel, welch­es aus­geze­ich­neten Mod Sup­port bietet, sehr gün­stig ist und bei dem was es tut, kaum Schwach­punk­te besitzt. Es ist allerd­ings nicht der erhoffte Weg­weis­er im Genre, da es nicht wirk­lich eigene Ideen oder eine umfan­gre­iche Spieltiefe bietet.

Denn vom Prinzip her, spielt sich die Sim­u­la­tion wie gewohnt und wie erwartet. Man wählt eine Region, zieht die ersten Straßen durch die leere Pam­pa. Legt Gewerbe‑, Indus­trie- und Wohnge­bi­ete fest. Errichtet ein Kraftwerk für den Strom und einen Wasser­turm für die Wasserver­sorgung. Mit wach­senden Bevölkerungszahlen schal­tet man neue Gebäude wie Schulen, Feuerwachen, Kernkraftwerke oder Flughäfen frei. Oder man startet ein Sand­boxspiel und hat von Anfang an alle Ein­rich­tun­gen freige­spielt sowie unendlich Geld. Ich spare mir hier, weit­er ins Detail zu gehen. Ihr ken­nt das ja. Wer Inno­va­tio­nen erwartet, sollte also lieber die Fin­ger von dem Spiel lassen. Wer allerd­ings ein anson­sten tolles Spiel erwartet, das sog­ar Sim City 4 über­holen kön­nte, sollte die rund 30 Euro auf alle Fälle aus­geben. Denn ger­ade weil die let­zte gute Städte­bausim­u­la­tion mit­tler­weile schon Jahre her ist, macht Cities: Sky­lines um so mehr Spaß.

Entwicklerteam

Entwick­elt wurde das ganze, wie bere­its im Intro erwäh­nt, vom finnis­chen Entwick­lerteam Colos­sal Order in Zusam­me­nar­beit mit dem Pub­lish­er Para­dox Inter­ac­tive. Dass es sich bei Cities Sky­lines eher um eine Low Bud­get als um einen Triple A Titel han­delt, erken­nt man schon an der Größe des Entwick­lerteams. Dieses beste­ht näm­lich nur aus 13 Per­so­n­en und kommt daher eher als Indie-Entwick­ler als ein erfahrenes Entwick­lerteam rüber. Das erk­lärt ver­mut­lich auch den gün­sti­gen Preis der Städte­bausim und die über­rascht­en Reak­tio­nen des Stu­dios, nach­dem Sky­lines die Mil­lio­nen (Verkäufe) Marke gek­nackt hat­te. Auf alle Fälle ein sehr sym­pa­this­ch­er und kreativ­er Haufen. Ein Inter­view mit der CEO Mari­ina Hal­likainen (rothaarig, Brille — genau mein Typ) kön­nt ihr hier lesen: Wolf­s­gam­ing­blog Inter­view: Mari­ina Hallikainen

Colossal Order Dev Team

Zukunft des Spieles

Beim The­ma Mod­ding-Sup­port gehen den meis­ten Spiel­ern die Herzen auf. Nicht zu unrecht. Denn der Mod­ding-Sup­port und eine große Com­mu­ni­ty sor­gen in den meis­ten Fällen dafür, dass das Spiel auch noch nach Jahren seinen Reiz hat. Bestes Beispiel dafür ist sicher­lich Skyrim. Aber auch im Sim-Genre gibts mit Sim City 4 oder TheS­ims gute Beispiele, um zu zeigen, wie viel mehr Spiel man dank Mods aus dem Ursprung­spro­dukt raus­holen kann. Wäre es nicht prak­tisch, wenn bei ein­er Städte­bausim­u­la­tion gle­ich noch ein Edi­tor mit­geliefert wer­den würde, mit dessen Hil­fe man eigene Bauw­erke kreieren kann? … Hal­tet euch fest, das ist bei Cities: Sky­lines der Fall. Somit sind bere­its jet­zt hun­derte Bauw­erke vom  futur­is­tis­chen Wolkenkratzer bis zum Haus von Wal­ter White (Break­ing Bad) zum kosten­losen Down­load erhältlich.

Und auch die Entwick­ler wollen sich nicht auf ihren Lor­beeren aus­ruhen, son­dern ver­sprechen für die kom­menden Monat­en neue, kosten­lose Inhalte wie Tun­nel oder europäis­che Stile für Bauw­erke. Auf­grund der kleinen Größe des Entwick­lerteams, kann es allerd­ings dur­chaus noch ein paar Monate dauern, bis die Inhalte ver­füg­bar sind. Ein guter Grund, mal wieder vorbeizuschauen.