Es wurde auch langsam wieder Zeit. Der letzte Streik ist ja schließlich schon Monate her. Der letzte Zugausfall schon ein halbes Jahr. Und bei den üblichen 10 Minuten Verspätung kann und darf es nicht bleiben.
10 Minuten Verspätung
Am Donnerstag den 11.06.2015 stieg ich um 17.18 Uhr in den Zug, der mich um Punkt 17.35 Uhr zuhause abliefern sollte. Um 17.25 Uhr stand der Zug immernoch unbewegt auf dem Gleis, als die Durchsage ertönte, dass es auf dem Weg nach Worms eine Signalstörung gäbe. Kein Problem, dachte sich die Bahn, dann fahren wir halt einen Umweg über Nauheim in Hessen. Da ist man dann zwar 20 Minuten länger unterwegs, aber die Störung würde wohl nicht schnell genug behoben werden. Also dümpelte der Zug los.
40 Minuten Verspätung
Ich weiß nicht wie schnell so ein Expresszug fahren kann, aber nach unten sind ihnen wohl keine Grenzen gesetzt. durch unsere Schleichfahrt erhöhten sich die Verspätung auf insgesammt 40 Minuten. Plötzlich blieb unser Zug in Nauheim stehen. Es gab erstmal 10 Minuten lang keine Durchsage. Dafür sah man den Lokführer aufgeregt von einem Ende des Zuges zum anderen Ende zu laufen.
50 Minuten Verspätung
Eine Viertel Stunde später gab es dann die Durchsage, dass unser Zug leider einen technischen Defekt hat und die Elektronik verrückt spielt. Man versuche das Problem zu beheben. Man muss dazu sagen, dass seit zwei Monaten neue Züge auf der Strecke verkehren, die noch dutzende Kinderkrankheiten haben und selbst die Lokführer dadurch in den Wahnsinn treiben. Nach einigen Minuten viel dann der Strom aus. Das war besonders für die Leute ganz toll, die gerade auf Toilette waren oder mussten. Dann die Tür lässt sich nur mit Strom öffnen oder mit einem Schlüssel, den nur der Lokführer hatte. So wurde vor meiner Nase eine ältere Dame ungewollt in die Toilette eingesperrt. Der „Hilferuf“ Knopf in der Toilette funktionierte logischerweise auch nicht, solange der Strom ausgefallen war. Das sind dann wieder zu Zeitpunkte an denen ich mich frage, welche Vollidioten heutzutage einen Abschluss in Ingenieurwesen bekommen.
70 Minuten Verspätung
Der Lokführer hat es geschafft die Stromversorgung wieder herzustellen und den Zug wieder in Betrieb zu setzen. Die Fahrt konnte weitergehen. Allerdings hielten wir sofort wieder am nächsten Bahnhof.
80 Minuten Verspätung
Der hörbar genervte Lokführer erklärte uns, dass der vor uns befindliche Streckenabschnitt sowohl von einer Signalstörung lahmgelegt wurde, als auch von einem anderen Zug belegt wurde. Er würde sich jetzt über das weitere Vorgehen informieren.
100 Minuten Verspätung
Man rät uns dazu den Zug zu verlassen und wieder zurück nach Mainz zu fahren, da es auf hessischer Seite nicht mehr weitergehen würde. Also verliesen wir den Zug und tuckerten mit einem anderen Zug wieder nach Mainz zurück, in der Hoffnung dass die ursprüngliche Signalstörung vor Worms wieder behoben worden ist.
120 Minuten Verspätung
Als Bahnfahrer kennt man das ja. Man sitzt im Zug und es geht einfach nicht los, da man noch auf Anschlussreisende warten muss. Um 19.17 wäre von Mainz aus ein Express nach Worms gefahren. Um 19.17 wäre auch unser derzeitiger Zug aus Hessen in Mainz angekommen. Ein gutes Krisenmanagement würde den Express informieren, bitte noch 2 Minuten länger zu warten, um uns mit nach Worms nehmen zu können. Aber nein, das wäre wohl zu viel verlangt. Der Express fuhr uns direkt vor der Nase weg. Wir mussten also nach Ankunft in Mainz auf den nächsten Zug warten.
160 Minuten Verspätung
Nach fast 3 Stunden Verspätung war es dann endlich so weit. Ich kam zuhause an. Statt einer Fahrzeit von rund 27 Minuten, wurde mir eine abendliche Rundfahrt auf beiden Seiten des Rheines spendiert. Da kommt Freude auf. Wenn mir soetwas in den nächsten 2 Jahren noch zwei weitere Male passiert, bekomm ich dank meiner Fahrgastrechte sogar 4,50€ von der Deutschen Bahn ertsattet! Wow!
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