Ich fühle mich in Kirchen einfach nicht wohl. Die Gemäuer sind gerade im Sommer angenehm kühl. Ich mag den Geruch von Weihrauch und kann auch der Kirchenorgel etwas abgewinnen. Ich mag die Architektur und Kunst in den Gebäuden und sogar der Gesang ist einigermaßen passabel. Womit ich meine Probleme habe, ist die Religion.
Nicht etwa, weil ich nicht gläubig wäre. Gut, ich bezweifle, dass jemand übers Wasser laufen kann oder Wasser in Wein verwandelt hat. Aber ich glaube an Gott – auch wenn der nicht wirklich Teil meines Lebens ist – und ich glaube an den Himmel. Ich glaube allerdings nicht an die Märchen der Bibel und schon gar nicht an viele Predigten der Geistlichen. Mir fällt es schwer mich als Christ zu bezeichnen. Ich meine, was ist ein Christ überhaupt? Jemand der die Christlichen Werte lebt! Aber was bitte sind christliche Werte?
Schlage ich die Bibel auf, finde ich natürlich wichtige Schlagworte wie Nächstenliebe. Ich finde die 10 Gebote. Alles tolle Sachen. Ich sehe aber auch einen Gott, der Völkermord begeht oder Menschenopfer fordert. Steinigung, Inzucht und Mord – null Problemo. Wieso nennt man ihn eigentlich den „Barmherzigen“, obwohl er einen ohne mit der Wimper zu zucken abschlachtet, wenn man mal nicht nach seiner Pfeife tanzt?
Religiöse Menschen werden natürlich einwenden, dass vieles in der Bibel einfach nur metaphorisch gemeint ist. Das sorgt allerdings auch immer dafür, dass es jemanden geben muss, der genau diese Stellen interpretiert. Und genau hier liegt für mich der Hund begraben. Wenn meiner Religion ein altes Schriftstück wie Bibel, Koran oder Thora (gehört zur Bibel, ist mir klar) zu Grunde liegt und ich ständig jemanden vor mir habe, der mir sagt, wie ich dies und jenes zu intepretieren habe, dann befolge ich ja nicht zwangsweise den Willen (oder Ratschlag) Gottes, sondern irgendeines dahergelaufenen Predigers, der meint, er wüsste besser Bescheid was Gott will als ich.
Das sorgt dann dafür, dass mein ehemaliges Kirchenoberhaupt mich als Sünder darstellt, weil ich den Frevel begangen habe und Kondome verwendet habe.Und das nur, weil irgendwelche fanatischen ü65 Gläubigen irgendwas interpretiert haben. Ist ja nicht so, dass Gott ne dritte Steintafel hinterhergeschickt hatte, auf der stand: „PS. Kondome sind scheiße und wenn einer von euch schwul wird gibts ein Donnerwetter“.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass irgendwo in den Suren die Anleitung zum Bau von Rohrbomben erwähnt wird oder Mohammed mal nen Ratgeber verfasst hat, wie man sich in der Disco zu kleiden hat. Und je mehr ich mich dann mit den Religion und all ihren Verfehlungen auseinandersetze, um so mehr merke ich, wie diese ganzen Verfehlungen und Verbrechen die im Namen der Religion begannen wurden, eigentlich nur darauf beruhen, dass irgendein Geistlicher irgendeiner Ansicht war und das seinen einfältigen Schäfchen so erklärt hat.
Und wenn ich dann wieder mal in einer Kirche bin und alle den Worten des Predigers lauschen und ihm wie in so einer Sekte nachsprechen, dann gruselt es mich dermaßen, dass ich im Endeffekt wieder froh bin, das Gebäude verlassen zu dürfen.
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