Als Schatzsucher hat man es schon nicht leicht. Vor einigen Tagen fand ich durch Zufall zwischen ein paar toten Wölfen eine stark zerissene Karte. Nichts Ungewöhnliches wenn man bedenkt, wie viel Gerümpel teilweise in den Wäldern Tamriels liegt. Hier gibt es schließlich zahlreiche verlassene Camps von Bergleuten oder Banditen oder Ruinen niedergebrannter Städte. Oft war es einfach nur ein Kaufmann, der in Eile aufbrechen musste, weil ihn ein Feind überrascht hatte. Meist handelt es sich bei meinen Funden nur um irgendwelchen herausgerissenen Seiten aus alten Folianten, Geschichtsbüchern oder sogar aus Kochbüchern. Anhand des schwarzen „X“ stellte sich aber schnell heraus, das das dünne Papier, welches ich vor einigen Stunden fand, mehr Informationen beinhaltete als nur die Inhaltsstoffe einer Gewürzmischung. Es war eine Schatzkarte.
Unglücklicherweise waren Schätze nicht einfach nur vor irgendwelchen Stadthäusern vergraben, sodass man anhand Straßennamen und Hausnummern in Windeseile den richtigen Ort finden konnte. Stattdessen handelt es sich bei den Karten um recht abstrakte Landschaftszeichnungen. Und weil der Verfasser natürlich nicht wollte, dass jemand wie ich, ohne geographische Kenntnis mühelos an seinen vergrabenen Reichtum kommt, suche ich hier schon seit Stunden den Strand der Insel Auridon nach der richtigen Stelle ab.
Die letzten zwei Stunden hatte ich immerhin noch Glück mit dem Wetter: Denn kurz nach dem ich den Sonnenaufgang beim Stöbern im kniehohen Wasser bewundern konnte, wärmten die ersten Strahlen meine Haut. Aus dem wenige hundert Meter entfernten Gebirge konnte man Vogelgezwitscher hören. Etwas südlich von meiner Position lag ein altes, auf eine Sandbank gelaufenes Schiff, dessen Masten im Wind knackten und dessen hölzerner Rumpf die Wellen aufpeitschte. Kurz nachdem ich mich allerdings weiter strandaufwärts bewegte, zog sich der Himmel zu. Innerhalb weniger Sekunden verdunkelte sich die Landschaft und aus der Ferne war schon das erste Donnergrollen zu hören.
Um dem Regen und einem möglichen Blitzschlag zu entgehen, zog ich mich in eine nahegelegene Mine zurück. Es war ohnehin längst Zeit für das Mittagsessen. Nachdem ich die marode Holztür der Mine zuzog, begab ich mich ein paar Meter tiefer in den Schacht, um ungestört von Blitz und Donner mein gegrilltes Hähnchen zu verspeisen. Ich lies mich in der nähe einer Öllaterne nieder, die mit ihrem flackernden Licht erstaunlich weitreichend in die Mine strahlte. Der Donner war von hier aus nur noch sehr gedämpft zu hören und da ich immerhin noch die Eingangstür der Mine im Blick hatte, musste ich mir vorerst keine Sorgen vor Überraschungsangriffen machen.
Nach gut 30 Minuten waren nicht nur das Gewitter vorüber, sondern auch mein Brathähnchen komplett verschlungen. Um keine Zeit zu verlieren, verlies ich schnellstmöglich die Mine. Schließlich wollte ich den Schatz noch vor Einbruch der Nacht finden. Denn auch wenn bei Dämmerung oder Mitternacht die am Wegesrand oder im Wald liegenden Runen durch ihr magisches Leuchten ganz besonders gut zur Geltung kamen, war es zu später Stunde der reinste Horror aus der Entfernung markante Landschaftsmerkmale oder frisch aufgeschüttete Erde ausfindig zu machen. Aber ich hatte ja noch Zeit.
Während einige Schmetterlinge an mir vorbeizogen und sich die Gräser in dem Wind bewegten, der die letzten Gewitterwolken wegblies, machte ich mich wieder auf den Weg zum Strand. Dem Sonnenuntergang entgegen.
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