… einen Geldkoffer finden und diesen höflicherweise sofort seinem Besitzer zurückgeben.
… in Schwimmbädern Frauen betatschen.
… einen kleinen Jungen vor dem Ertrinken retten.
… ihnen überlassene Wohnungen komplett verwüsten.
Derzeit kursiert wieder in verschiedensten Medien die Geschichte vom Flüchtling, der in einem gebrauchten Kleiderschrank Geld / Wertpapiere im Wert von 150.000 Euro gefunden hat. Das Geld hat er nicht behalten, sondern der Polizei übergeben.
Gerade in den letzten 24 Monaten fanden sich ja häufiger solcher Artikel, die über Flüchtlinge berichten, die mehrere tausend Euro finden und diese dem Besitzer zurückgeben, anstatt sie sich selbst in die Tasche zu stecken. Natürlich behaupten dann besonders „findige“ Menschen, wie unglaubwürdig das alles ist. Ständig würden ja Flüchtlinge Geld finden und zurückgeben. Und natürlich ist der Durchschnittsbürger dann nicht mehr weit davon zu erklären, dass das Propaganda der Gutmenschen-Lügenpresse ist, die versucht das Deutsche Volk zu belügen. Und wieso Flüchtlinge bei jeder guten Tat sofort einen eigenen Artikel spendiert bekommen, während dem deutschen Obdachlosen keine Beachtung geschenkt wird.
1. Es kommt in die Medien, was die Leser interessiert
An solchen Aussagen sieht man leider, dass es gerade auch in Sachen Medienkompetenz bei uns enormen Nachholbedarf gibt. Das fängt schon damit an, dass Leute keine Ahnung darüber haben, wie Massenmedien funktionieren. Da gehts nicht zwangsweise darum, über das zu berichten, was enorm wichtig ist, sondern meist darum, über das zu berichten, was die Leute interessiert. Deswegen dominieren bei Fußballmeisterschaften häufig Artikel über Götze und Co. die Schlagzeilen, selbst dann wenn in der Politik gerade wichtige Entscheidungen getroffen werden. Deswegen kommt es auch häufig vor, dass nicht ein Terroranschlag, sondern das Sexvideo von Star XY das Titelblatt dominiert.
Als Journalist bin ich meist darauf angewiesen, dass mein Artikel häufig gelesen wird. Also suche ich mir oft Themen raus, die die Bevölkerung stark interessieren. Und da das Thema „Flüchtlinge“ seit fast 2 Jahren starkes Interesse hervorruft, gibts zu diesem Thema auch überproportional viele Artikel. Es interessiert halt kaum einen, ob Hans-Peter aus Köln 2.000 Euro gefunden hat. Wenn das einem Flüchtling passiert, geht das allerdings tagelang durch alle Medien. Umgekehrt interessiert es aber auch keinen, ob Hans-Peter einen Taxifahrer von hinten abgestochen hat. Wenn aber ein Flüchtling der Straftäter ist, dann geht das ebenfalls durch alle Medien.
2. Nur weil etwas häufiger thematisiert wird, heißt das nicht, dass es häufiger auftritt
Das bedeutet, dass man sehr viel häufiger ein Artikel über Flüchtlinge als über eine andere Personengruppe liest. Und genau hier kommen wir zum nächsten Problem: Durch die hohe Präsenz und der Häufigkeit der Pro- bzw. Contra-Artikel über Flüchtlinge in den Medien, ziehen viele Rückschlüsse auf die gesamte Bevölkerungsgruppe (Flüchtlinge). Wenn ich jeden Tag etwas darüber lese, dass wieder irgendein Flüchtling was Schlimmes gemacht hat – dem gegenüber aber kaum Artikel über Deutsche lese, die Mist gebaut haben (Gründe dafür bei Punkt 1.) – dann erweckt das meist den Anschein, als seien Flüchtlinge bösartiger als Deutsche.
Das betrifft aber nicht nur die Negativ-, sondern auch die Positivartikel. Liest man nur positive Nachrichten über Flüchtlinge, könnte man meinen, dass nur ehrliche, hochgebildete und weltoffene Menschen nach Deutschland flüchten. Das ist natürlich genauso Quatsch. Da darf man sich nicht von der Häufigkeit der Artikel beeinflussen lassen, sondern muss etwas googlen oder Statistiken heranziehen. Dann stellt man schnell fest, dass jährlich auch sehr viele Deutsche Geld finden und es zurückgeben. Oder die Anzahl an Gewaltverbrechen in allen Bevölkerungsgruppen etwa gleich hoch ist.
3. Nur weils mir nicht passt, muss es nicht automatisch Teil einer Verschwörung sein
Medien können sehr wohl lügen. Medien können sehr wohl Wahrheiten verschweigen oder versuchen den Leser zu manipulieren. Deswegen ist es immer wichtig die Quellen zu beobachten und genauso wichtig ist es, den Wahrheitsgehalt eines Artikels in einem anderen Artikel zu überprüfen. Die meisten wissen ja schon seit Jahren, dass es die Bildzeitung mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Hauptsache die Schlagzeile auf Auflagenzahlen stimmen. Um zu überprüfen wo geflunkert wurde, kann man andere Medien wie z.B. den Bildblog heranziehen. Mit anderen Zeitschriften, Artikeln oder Bildern verhält es sich ähnlich. Mit etwas Recherche kann man meist schnell rausfinden, ob da Blödsinn steht.
Wichtig ist es aber letztendlich, ob die Quelle stimmt bzw. glaubwürdig ist. Seriöse Medien sollten eigentlich immer auf die Quelle verweisen. Und wenn die Quelle eine Polizeimeldung ist, dann zweifel ich den Wahrheitsgehalt in der Regel nicht an. Kann man zwar machen, aber dann macht man sich selbst unglaubwürdig, wenn man auf der anderen Seite sofort zeter et mordio schreit, wenn in der nächsten Polizeimeldung von der Vergewaltigung durch einem Flüchtling die Rede ist.
Viele haben heutzutage leider ein stark selektives Vertrauensverhältnis zu Medien. Solange die Medien über etwas berichten, was einem gerade gut in den Kram passt, ist alles in Ordnung. Sobald aber über etwas berichtet wird, was der eigenen Überzeugung widerspricht, wird ohne jegliche Recherche von „Verschwörung“ gesprochen. Und in Zeiten des Internets gibts leider noch genug andere Leute, die dann auf den Zug mitaufspringen.
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