Review: Wayfinder – Alphastatus mit Denkfehlern

Ich bin eigentlich eine ziemlich gelassene Person. Dennoch war ich bereits nach 4 Spielstunden kurz davor, Wayfinder mit einem „Leck mich am Arsch“ von der Festplatte zu löschen und eine Rückerstattung über Steam zu beantragen. Grund dafür war allerdings nicht das Gameplay an sich, sondern der technische Zustand des Spieles.

Der erste Denkfehler: Serverprobleme

In den ersten 7 Tagen gab es nämlich massive Serverprobleme, die dafür gesorgt hatten, dass man erstens rund um die Uhr mit 1-2 stündigen Warteschlangen zu kämpfen hatte. Zwischenzeitlich hatte das Spiel nicht nur 70% negative Reviews auf Steam, sondern sich auch mit „Waitfinder“ einen neuen Namen gemacht. Viele von euch werden jetzt vermutlich mit den Schultern zucken, denn bei einen MMO gehören Serverprobleme zu Release einfach dazu. Das war in jüngster Vergangenheit z.B. auch bei Lost Ark oder New World so. Wenn dann hunderttausende Leute gleichzeitig auf die Server wollen, machen auch die besten Server die Grätsche. Wo soll denn da der Denkfehler sein?

Zwischen Wayfinder und anderen MMO gibt es nur leider zwei gravierende Unterschiede:

  1. Bei New World sind die Server in die Knie gegangen, weil 900.000 Personen gleichzeitig spielen wollten. Bei Wayfinder waren es gerade mal 20.000.
  2. War nicht die Serverhardware das Problem, sondern laut Entwickleraussagen die Serversoftware des Spieles, die nicht in der Lage war, solche „Massen“ zu bewältigen.

Das bedeutet, das Entwicklerstudio hat ein F2P MMO auf den Markt gebracht, welches nicht nur auf Steam, sondern auch auf den Konsolen veröffentlicht worden ist, das gerade mal in der Lage war, ein paar Tausend Spieler gleichzeitig Zugang zum Server zu gestaten (die anderen 17.000 hängen dann in der Warteschlange fest). Ganz ehrlich, was haben die Entwickler denn erwartet wie wenige Leute ihr Spiel kaufen wollten? Auf die Nachfrage, wieso man denn beim Betatest diese Probleme nicht festgestellt hatte, hatte einer der Entwickler geantwortet, dass in der Beta nur wenige Leute das Spiel gespielt haben. Als jemand, der sich für die Beta angemeldet hatte und nie eine Einladung erhalten hat, muss ich einfach sagen: Es haben zu wenige Leute euer Spiel getestet, weil ihr zu wenige Leute eingeladen habt.

Hier ein paar Szenen aus dem Spiel

Der zweite Denkfehler: Ladebildschirme

Kommen wir nun zum zweiten Denkfehler. Das Spiel hat Ladebildschirme ohne Ende. Ihr werdet in der Regel im Schnitt alle 5 Minuten einen Ladebildschirm sehen, der je nach Serverperformance 20-60 Sekunden lang andauert. Wieso ist das so? Weil ihr – für Dungeoncrawler üblich – in Wayfinder sehr viel Zeit in instanzierten Dungeons verbringen werdet. Dies bedeutet vor jedem Dungeonbeitritt einen Ladebildschirm.

  1. Ihr loggt euch ins Spiel ein (1. Ladebildschirm).
  2. Ihr lauft zum Dungeonportal und startet einen Dungeonrun (2. Ladebildschirm).
  3. Ihr schließt meist innerhalb von 10 Minuten einen Dungeon ab und werdet anschließend wieder in die Stadt teleportiert (3. Ladebildschirm).
  4. In der Stadt angekommen lauft ihr sofort wieder zum Dungeonportal und startet den nächsten Dungeon (4. Ladebildschirm).

Klug wäre es daher gewesen, wenn man bei Schritt 3. schon hätte einen neuen Dungeon auswählen können, anstatt per Ladebildschirm erst in die Stadt teleportiert zu werden und anschließend 30 Sekunden später per Ladebildschirm direkt wieder in einen Dungeon. Berücksichtigt man dann noch, dass die Ladebildschirme teilweise 60 Sekunden anhalten, weil nicht das Laden von der Festplatte das Problem ist, sondern das Verbinden mit dem Server, dann wird man schnell feststellen, dass man etwa 10% seiner Spielzeit mit Warten beschäftigt ist. Kommen dann noch Serverprobleme hinzu, die bei einem Ladebildschirm den sofortigen Spielabbruch zur Folge haben können, dann liegt der Wert auch schonmal über 10%.

Noch mehr Szenen aus dem Spiel

Der dritte Denkfehler: Blinde Hühner

Machen wir uns nichts vor: Solche Dungeoncrawler sind repetitiv. Wayfinder schafft es aber die Runs wirklich über 10-20 Stunden so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Sobald man dann aber das Gefühl hat, alles gesehen zu haben, sollte bei einem guten Dungeoncrawler der Punkt einsetzen, in dem Spielerinnen und Spieler auf ein bestimmtes Ziel hinarbeiten. Dafür wäre Wayfinder eigentlich prädestiniert. Schließlich kann man unzählige Stunden damit verbringen, Ressourcen für bestimmte Waffen und bestimmte Wayfinder zu grinden. Blöd nur: Das Spiel verrät einem zwar, welche Ressourcen benötigt werden, aber nicht woher man diese bekommt. Es ist somit grundsätzlich überhaupt nicht möglich, zielgerichtet eine bestimmte Waffe oder einen bestimmten Wayfinder zu ergrinden. Mittlerweile gibt es immerhin Fanseiten wie https://wayfinderdb.com/ auf denen man nachlesen kann, woher man einige Ressourcen bekommt. Das Spiel an sich verrät einem aber so gut wie gar nichts. Und das trifft nicht nur auf Waffen und Wayfinder zu, sondern leider auch auf Quests bei denen ich bis heute nicht weiß, woher ich eigentlich die Questgegenstände erhalten soll.

Der vierte Denkfehler: In 6 Monaten sind wir aus dem Early Access raus

Mag sein, dass Wayfinder in einem halben Jahr tatsächlich seinen Release haben wird. Aber das Spiel wird auch in 6 Monaten bestenfalls noch einen Betastatus haben.

Und wisst ihr was mich am meisten ärgert: Das Spiel könnte so gut sein. Es sieht gut aus, hat tolle Ideen, ein schönes Kampfsystem, einen fairen Shop und macht grundsätzlich Spaß. Aber mit dem aktuellen Zustand haben sich die Entwickler einfach keinen gefallen getan. Ich hatte das Spiel jetzt die letzten zwei Wochen auf Twitch gestreamt und konnte insgesamt etwa 10-15 Stunden spielen (inklusive Ladebildschirme). Jetzt ist die Luft raus und ich werde mir wahrscheinlich für die kommenden Wochenenden ein neues Spiel für den Stream suchen.

Wayfinder Grafik

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