Vor eini­gen Wochen habe ich ja bere­its die Preis­poli­tik Per­fect­Worlds neuestes Pro­duk­ts: Nev­er­win­ter Online kri­tisiert. Denn nach dieser kostet das free2play Spiel viel mehr, als kostenpflichtige Spiele. Der Entwick­ler hat aber auf­grund der Tat­sache, dass von der Stan­dard bis zur Col­lec­tors Edi­tion nur dig­i­tale Güter enthal­ten sind, einen viel gerin­geren Aufwand. Natür­lich ste­ht und fällt die Kri­tik damit, ob das Spiel an sich sein Geld wert ist. Denn was nützen einem ein ganz­er Sack voll Ingamege­gen­stän­den, wenn man nach 10 Stun­den schon keine Lust mehr hat weit­erzus­pie­len. Deswe­gen gibts von mir einen ersten Blick ins Spiel, mit einem kleinen Fazit.


Bedenkt hier bitte, dass ich auf­grund der kurzen Beta nur einen Bruchteil des Spiels gese­hen habe und sich der ein oder andere Kri­tikpunkt im späteren Spielver­lauf eventuell in Wohlwollen auflöst. Ich werde zumin­d­est hier im schriftlichen Teil des Pre­views meine Gedanken im zeitlichen Ablauf zum Spiel schildern. 

Und wie jedes andere MMORPG begin­nt auch Nev­er­win­ter mit der Charak­ter­erstel­lung. Die ist mein­er Mei­n­ung nach ein zweis­chnei­di­ges Schw­ert. Denn zum Einen kann man nahezu jedes Detail des Charak­ters verän­dern, zum anderen nützt das allerd­ings nichts, wenn die Charak­tere so oder so recht hässlich ausse­hen. Das fängt mit den polyg­o­n­ar­men Frisuren an und hört mit der unför­mi­gen Fig­ur auf. Auch das Design der Klei­dung bzw. Rüs­tung hat man in vie­len MMOs schon schön­er erlebt. Hat man sich dann seinen Charak­ter so hinge­bo­gen, dass er wenig­stens ansatzweise gut aussieht, kann man sich die Hin­ter­grundgeschichte des Charak­ters zusammenbasteln.

Auswirkun­gen hat das zumin­d­est in den ersten paar Spiel­stun­den keine. Es ist also Schnuppe ob euer Charak­ter aus Bal­durs Gate stammt oder als Pirat arbeit­et. Auch der Ein­fluss welchen Gott ihr anbetet, ist mir nicht so ganz klar. Man kann im Spiel ein­mal pro Stunde an einem Altar beten, um von sein­er Got­theit Geschenke zu erhal­ten. Ich gehe davon aus, dass zumin­d­est hier die Geschenke abhängig davon sind, welch­er Got­theit ihr ange­hört. Aufge­fall­en ist mir das aber nicht.

Nach der Charak­ter­erstel­lung gehts auch schon in einen Event­dun­geon in dem ihr nicht nur mit der Steuerung, son­dern auch mit der Hin­ter­grundgeschichte ver­traut gemacht werdet. Let­zteres aber nur auf ganz schwachen Niveau — ihr bekommt ein paar Textbrock­en an den Kopf gewor­fen und werdet in die Schlacht geschickt. Atmo­sphäre sieht anders aus. Was allerd­ings schnell auf­fällt: Die Umge­bung wirkt sehr hüb­sch und detail­re­ich. Man fühlt sich also zumin­d­est grafisch wohl.


Die Ein­führung in Form von Tuto­r­i­al-Pop­ups lässt sich eigentlich nicht kri­tisieren. Sie geht auf jedes Ele­ment ein und lässt eigentlich keine Fra­gen offen. Die Steuerung die doch etwas anders ist, als man sie von Guild Wars 2 gewohnt ist, ist sehr intu­itiv und direkt. Man kommt sich vor wie in ein­er Mis­chung aus League of Leg­ends (Fähigkeit­en), Guild Wars 2 (Auswe­ichen), Tera (Zie­len) und God of War (Tre­f­fer­feed­back). Und diese Mis­chung ist das High­light des Spiels. Hier gibts dicke Plus­punk­te — noch nie so spaßige Kämpfe in einen MMO erlebt.

Hat man den Event Dun­geon hin­ter sich gebracht, lan­det man auch gle­ich in der namensgeben­den Stadt Nev­er­win­ter und darf erst ein­mal die kurze Weit­sicht “bewun­dern”. Anscheinend hat der Detail­re­ich­tum seinen Preis…

Ihr werdet bequem über einen leuch­t­en­den Pfad zum näch­sten Questort geleit­et und die ersten 10 Minuten etwas in der Stadt rumge­führt, bevor ihr in den ersten Dis­trikt geschickt werdet, um dort Ban­diten zu bekämpfen. Die näch­sten 2 Stun­den fühlt ihr euch dabei auch recht wohl. Gewin­nt langsam Erfahrungspunk­te und steigt im Lev­el auf. Schal­tet neue Fähigkeit­en frei und find­et neue Aus­rüs­tung. Das Übliche also. Aber spätestens wenn ihr das 4 mal in irgendwelche Abwasserkanäle geschickt werdet, fühlt ihr euch etwas selt­sam. Schaut ihr euch daraufhin mal um, wird auch schnell klar wieso: Die Umge­bun­gen sind vol­lkom­men aus­tauschbar. Kein­er­lei Eye­catch­er, nichts auf­fal­l­en­des. Ständig die gle­ichen Tex­turen, die gle­ichen Räume, der gle­iche Schut­thaufen, der irgend­wo herum­liegt. Man merkt dem Spiel extrem schnell an, dass die Gebi­ete nicht wie in anderen MMOs müh­sam mit der Hand designt wur­den, son­dern mit dem Edi­tor — der Foundry — generiert.

Die Folge davon sind neben den schlauchi­gen Lev­els (oh schon wieder ein Abwasserkanal! Den hat­te ich schon lange nicht mehr) ein abso­lut aus­tauschbares Erleb­nis in den Quest­ge­bi­eten. 10 Stun­den später habt ihr wahrschein­lich das gesamte Kanal­net­zw­erk Nev­er­win­ters erkun­det und fragt euch, wie so Atmo­sphäre aufkom­men soll?

Selb­st im ersten Dun­geon bleibt dieses Gefühl erhal­ten. Auch wenn manche Boss­geg­n­er von den Details her recht gut ausse­hen, sehen sich die Bosse untere­inan­der so ähn­lich (Ork-Krieger, Ork-Magi­er, Ork-Späher), dass man spätestens beim 3. Boss da ste­ht und sich fragt, ob man den gle­ichen Boss nicht schon die let­zten bei­den Male zuvor auch umge­bracht hat. Ähn­lich wie die Umge­bung sind auch die Bosse hier abso­lut aus­tauschbar und unter­schei­den sich höch­stens in der Größe von ihren Unter­ta­nen. Gut dass sich das wenig­stens in den späteren Dun­geons jeden­falls laut Videos und Screen­shots etwas ändert.

Was die Quests anbe­langt muss ich auch hier sagen, dass diese in 90% aller Fälle recht unin­ter­es­sant und gener­isch wirken. Nach 20 Quests hat­te ich dann doch mal eine etwas bessere Quests (eine Esko­rtquest) die ihr im Video ver­fol­gen könnt.


Anson­sten bleibt zu sagen, dass sich Nev­er­win­ter nur dann (zu kaufen) lohnt, wenn man an einem guten Kampf­sys­tem und der Tat­sache, dass Spiel­er selb­st Con­tent erzeu­gen kön­nen, soviel Spaß haben kann, das diese Ele­mente über vieles andere hin­wegtrösten kön­nen. Wie sich das Spiel weit­er­en­twick­elt, werde ich euch dann nach dem näch­sten Event im März erk­lären. Bis dahin gibts erst­mal eine recht ernüchternde Wertung: