Guild Wars 2 schlug damals bei mir ein wie eine Bombe. Ich sehnte mich, wie viele anderen Spiel­er auch,  nach etwas Abwech­slung im MMO Genre. Und dann kam plöt­zlich 2012 der Nach­fol­ger von dieser lang­weili­gen Rei­he (Guild Wars 1), die mich 2006 so gut wie gar nicht fes­seln kon­nte. Und genau dieser Nach­fol­ger (Guild Wars 2) hat­te es dann bin­nen weniger Stun­den geschafft, mich zu lehren, dass ein MMORPG auch ohne Questhubs funk­tion­iert. Und dass man Wel­ten auch wirk­lich inter­ak­tiv und lebendig gestal­ten kann, ohne auf ver­pöh­ntes Phas­ing zurück­greifen zu müssen.

Dementsprechend legte ich die Mess­lat­te für Heart of Thorns sehr hoch. Denn auch wenn mich das Haupt­spiel — Guild Wars 2 — während der Lev­el­phase über 300 Stun­den unter­hielt, ver­sagte es im Endgame auf ganz­er Lin­ie. Und da ich von Addons in MMOs nicht nur erwarte mehr vom gle­ichen zu liefern, son­dern auch mit den Prob­le­men (ger­ade was das Endgame bet­rifft) des Vorgängers aufzuräumen.

Schlechte Informationspolitik

Die ersten Zweifel, ob Heart of Thorns das schaf­fen wird, kamen mir schon vor Release des Addons. Zum Einen weil das Addon zwar als Voll­preisad­don deklar­i­ert wurde, sich ANET aber monate­lang darüber auss­chwieg, welche konkreten Inhalte man dafür geboten bekommt. Erst Stück für Stück — und kurz vor Veröf­fentlichung — lies man durch­blick­en, was einen für die 40 Euro erwarten würde. Eine Hand voll neuer Gebi­ete, Raids, eine neue Klasse, weit­ere Spezial­isierun­gen und die Fort­set­zung der Story.

Maguuma Güldener Talkessel

Bis auf die Raids kon­nte ich alles anspie­len und habe dort auch nicht viel zu kri­tisieren. Die neuen Spezial­isierun­gen sind toll und machen die Klassen noch abwech­slungsre­ich­er. Die neuen Gebi­ete sehen nicht nur schick aus und liefern nicht nur tolle Events, son­dern bieten auch haufen­weise Dinge zu ent­deck­en. Seien es Schatztruhen, Erfolge oder Boss­geg­n­er. Alleine in der Grü­nen Schwelle (das erste Gebi­et) hat­te ich sog­ar nach 30 Stun­den Spielzeit noch sehr viel Neues zu ent­deck­en. Ganz beson­ders gut funk­tion­iert das Eventsys­tem auf den neuen Maps. Statt zusam­men­hangslos­er Einzelevents, gibts hier an jed­er Ecke zahlre­iche Even­tket­ten, die zu einem karten­weit­en Metaevent gehören.

Tolle Mapmechaniken und Inszenierung

Nur wenn die gesamte Spiel­er­schaft der Karte halb­wegs gut zusam­me­nar­beit­et, lässt sich dieses Metaevent erfol­gre­ich lösen. So müssen zum Beispiel tagsüber mit NPC Trup­pen Stel­lun­gen erobert und aus­ge­baut wer­den. Diese Stel­lun­gen müssen nachts gegen anrück­ende Fein­darmeen vertei­digt wer­den. Ist man dabei erfol­gre­ich, tre­f­fen die Luft­stre­itkräfte ein, die einen in die Baumkro­nen fliegen, wo es einen Karten­boss zu besiegen gilt. Was die Karten- und Klassen­mechaniken bet­rifft hat ANET also alle Hausauf­gaben gemacht.

Auch die Sto­ryin­sze­nierung ist endlich gelun­gen. In Guild Wars 2 hat­te ich mich bei der grot­ti­gen Insze­nierung teil­weise noch fremdgeschämt. Aber Heart of Thorns kann sog­ar mit (teil­weise) Kinor­eifen Ingamezwis­chense­quen­zen über­raschen. Kri­tisieren muss ich allerd­ings den lausi­gen Kampf gegen den End­boss Mor­dremoth. Während man bei seinem Vorgänger “Zhai­tan” im Bosskampf (Luftschiff gegen Drache) noch alle Reg­is­ter zog, fühlte sich der Kampf gegen Mor­dremoth ein­fach nur belan­g­los an. Nach gut 40 Minuten Kampf (wobei davon 30 Minuten Bugs ver­schuldet sind) lag Mor­dremoth im Dreck. Anfangs dachte ich, dass die Sto­ry jet­zt noch weit­erge­ht und Mor­dremoth eigentlich noch gar nicht tot sein kann — aber da kam dann auch schon der Abspann, der mich mit einem WTF?!-Gesicht zurücklies.

Zu viele Bugs

Wo ich es ger­ade angedeutet habe … Heart of Thorns tritt was das Qual­itäts­man­age­ment bet­rifft, ganz in die Fußstapfen des Haupt­spiels. Das bedeutet: Bugs, Bugs, Bugs. Alleine den Bosskampf gegen den End­boss musste ich 3 Mal wieder­holen, bevor ich ihn besiegen kon­nte. Beim ersten Anlauf war der Boss plöt­zlich unver­wund­bar — Abbruch war nötig. Beim zweit­en Anlauf spawn­ten Teile der Boss­mechanike (Por­tale, die man aktivieren muss) außer­halb der Karte — Abbruch war nötig. Beim drit­ten Anlauf, kon­nte man einen Trig­ger (der Leiche des Drachen den Todesstoß ver­passen) nicht aus­lösen — Abbruch war nötig. Wenn Bugs in Neben­quests oder bei irgendwelchen 08/15 Events auftreten, habe ich da noch ein gewiss­es Ver­ständ­nis. Aber wenn sich die Haupthand­lung — schlim­mer noch: der End­bosskampf — nicht abschließen lässt, weil sog­ar noch fast einen Monat nach Release der Bosskampf immer­noch so bug­verseucht ist, dass man in 75% aller Fälle an Bugs scheit­ert, dann halte ich das für megapeinlich.

Mordremoth Boss

Unspek­takulär­er Endbosskampf

Zu viel stumpfsinniges Grinding

Aber geschenkt. Als Guild Wars 2 Vet­er­an, hat man was Bugs bet­rifft ver­mut­lich ein dick­eres Fell als der Durch­schnitssspiel­er. In der Regel ist es in den meis­ten MMORPGs ohne­hin so, dass das Spiel nach Abschluss der Sto­ry erst richtig begin­nt. Denn dann begin­nt das Endgame. Stich­worte: Aus­rüsten und Charak­ter weit­er­en­twick­eln. Und genau hier liegt wieder das gle­iche Prob­lem vor, wie auch im Haupt­spiel. Das Endgame beste­ht nur aus stumpf­sin­nigem Grind­ing. Immer und immer wieder die gle­ichen Events, immer und immer wieder die gle­ichen Rohstoffe far­men. Gold far­men. Erfahrungspunk­te farmen.

Klar, ein biss­chen Grind gehört zum jedem Endgame. Aber in anderen Spiele merke ich zumin­d­est Fortschritte beim Grinden / Far­men. In anderen MMOs habe ich nach gut 50 Stun­den Spielzeit meine Aus­rüs­tung kom­plett gegen bessere Aus­rüs­tung aus­tauschen kön­nen und bin damit dann z.B. bere­it die ersten Raid­dun­geons zu besuchen. In Guild Wars 2 habe ich nach 50 Stun­den Spielzeit !mit viel Glück! einen einzi­gen Aus­rüs­tungs­ge­gen­stand verbessern kön­nen. Dadurch habe ich nach gut 500 Stun­den einen einzi­gen Charak­ter kom­plett aus­gerüstet. Sor­ry, aber das ist welt­fremd. Fans wer­den jet­zt ein­wer­fen, dass Guild Wars 2 ja eigentlich gar keine Item­spi­rale hat und es nicht nötig ist, seinen Charak­ter weit­er zu verbessern. Aber ganz ehrlich: Was soll ich denn son­st machen? Gold Grinden? Erfol­gspunk­te Grinden?

Nach dem Abschluss der Sto­ry fehlen mir nach wie vor die Erfol­gsmo­mente im Spiel. Und genau deswe­gen bin ich auch vom Endgame in HoT ent­täuscht. Schade eigentlich.