Erfahrungsbericht: Bachelor of Laws Fernuni Hagen – Lehre im Fernstudium

Dieser Beitrag ist Teil meiner Erfahrungsberichtsreihe „Bachelor of Laws Fernuni Hagen“:

Da mein Abschluss mittlerweile in greifbare Nähe gerückt ist, wollte ich euch noch ein paar weitere Eindrücke vom Studium vermitteln. Während ich im ersten Teil ein paar allgemeine Dinge zum Studiengang geschrieben hatte und es im zweiten Teil um das erste Semester und der Einstieg ins Studium ging, wollte ich euch in diesem Teil etwas zum Lernen im Fernstudium berichten.

Denn wie ihr euch sicher vorstellen könnt, läuft das Studium an einer Fernuniversität etwas anders ab als bei den klassischen Präsenzhochschulen. Statt vor Ort zahlreiche Vorlesungen, Mentoriate, Übungen und Seminare zu besuchen, findet die Lehre an der Fernuni in der Regel online statt. Es gibt hierbei allerdings drei Ausnahmen:

[fusion_checklist icon=““ iconcolor=““ hue=““ saturation=““ lightness=““ alpha=““ circle=““ circlecolor=““ textcolor=““ size=“14px“ item_padding_top=““ item_padding_right=““ item_padding_bottom=““ item_padding_left=““ divider=““ divider_color=““ odd_row_bgcolor=““ even_row_bgcolor=““ margin_top=““ margin_right=““ margin_bottom=““ margin_left=““ hide_on_mobile=“small-visibility,medium-visibility,large-visibility“ class=““ id=““][fusion_li_item icon=“fa-arrow-right fas“]

Es gibt zu fast jedem Modul freiwillige Präsenzmentoriate, die in den einzelnen Studienzentren angeboten werden

[/fusion_li_item][fusion_li_item icon=“fa-arrow-right fas“]

Gibt es bei den Einführungskursen in den ersten Semestern verpflichtende Präsenzmentoriate, die in den einzelnen Studienzentren angeboten werden.

[/fusion_li_item][fusion_li_item icon=“fa-arrow-right fas“]

Ist das Abschlussseminar zur Vorbereitung der Bachelorarbeit ebenfalls irgendwo in Deutschland in Präsenz abzuleisten.

[/fusion_li_item][/fusion_checklist]

Früher war es auch für das Rhetorik-Seminar nötig, nach Hagen zu fahren und das Seminar in Präsenz abzuschließen. Im Zuge der Corona-Pandemie wurde das Seminar aber in ein Onlineformat umgewandelt und ist es bis heute (Stand WS 22/23) geblieben.

Ansonsten muss ich sagen, dass die Flexibilität durch die Onlinelehre im Fernstudium enorm ist. Die meisten Onlineveranstaltungen werden aufgenommen und können jederzeit abgerufen werden, sodass man grundsätzlich selbst entscheiden kann, wann man lernt. Als Vollzeitbeschäftigter wäre das Studium für mich ohne die Fernuni Hagen niemals möglich gewesen. Dennoch gibt es meinerseits, was das Lernen im Fernstudium betrifft auch etwas Kritik.

Die digitale Lehre

Wie bereits gesagt, besteht der Großteil der Lehrveranstaltungen aus virtuellen Angeboten. Wie die meisten von uns im Zuge der Pandemie festgestellt haben, hat die digitale Lehre gegenüber der Präsenzlehre einiges an Vorteilen zu bieten aber auch einige große Nachteile. Gute digitale Lehre bedeutet daher für mich, dass sich die Lehrenden Gedanken darum machen, wie sie die Vorteile nutzen und die Nachteile möglichst vermeiden oder zumindest kaschieren. Hier versagen aber leider 9 von 10 Lehrveranstaltungen im Studiengang Bachelor of Laws.

Die meisten Lehrenden  konzipieren ihre Lehrveranstaltung wie eine handelsübliche Präsenzveranstaltung:

  • keine/kaum Einbindung digitaler Medien (mit Ausnahme der digitalen Übertragung)
  • mehrstündiger Frontalunterricht
  • teilweise keine technischen Kompetenzen (Tiefpunkt: Statt einer PowerPointPräsentation hat ein Lehrender ein 30 Seitiges unübersichtliches Worddokument mit Stichpunkten als „Präsentation“ erstellt, hat seinen Bildschirm geteilt und ist bei der Übertragung langsam durch das Dokument gescrollt)

Großer Lichtblick in der ganzen Geschichte war das Propädeutikum zu Beginn des Studiums, das vollkommen verdient den Lehrpreis gewonnen hatte. Dort gab es vor jedem Mentoriat einen kurzen Multiple-Choice-Test, um den bisherigen Stoff zu wiederholen. In der virtuellen Studienumgebung (siehe Erfahrungsbericht Teil 2) wurden zahlreiche Schaubilder und ergänzende Informationen hinterlegt. Auch innerhalb des Mentoriats war die Umsetzung sehr abwechslungsreich. Es gab viele kurze Übungsfälle, Sachverhalte wurden sehr anschaulich dargestellt (teilweise sogar gerapt) und das ewige Problem, dass sich bei digitalen Veranstaltungen kaum jemand traut, das Wort zu ergreifen, dahingehend gelöst, dass von einer Abstimmungsfunktion gebrauch gemacht worden ist und die Studierenden jederzeit die Möglichkeit hatten, wie bei „Wer wird Millionär“ für die Antworten A, B, C, oder D zu stimmen. Manche Lehrende haben auch Podcasts zur Verfügung gestellt oder kurze Übungstests in die virtuelle Studienumgebung gestellt, bei deren richtiger Lösung Karteikarten oder andere Lernhilfen freigeschaltet worden sind. So geht gute virtuelle Lehre. Leider machen wie gesagt kaum Lehrende von solchen Methoden gebrauch.

Die Studienbriefe

Hinter dem Begriff „Studienbriefe“ versteckt sich eigentlich nichts anderes als der Klausurstoff in Form eines mehrere hundert Seiten umfassenden „Buches“. Dort sind alle Inhalte erläutert, die Klausurrelevant sind. Das sind quasi ausformulierte Vorlesungsskripte. Grundsätzlich ist das erstmal zu begrüßen, wenn so transparent mit dem Klausurstoff umgegangen wird. Wer sich allerdings denkt, dass er die Klausuren ohne Probleme lösen könnte, indem er einfach die 300-700 Seiten der Studienbriefe lernt, der täuscht sich. Denn der Stoff ist dort so theorielastig aufbereitet, dass man sich zwar das (Hintergrund-)Wissen für die Klausurlösung aneignen kann, aber dennoch wenig Ahnung hat, wie man die Fälle letztendlich praktisch löst. Aber genau auf letzteres kommt es bei den Klausuren an. Deswegen sind für den praktischen Teil die Mentoriate wesentlich sinnvoller und die Studienbriefe eignen sich hinterher, um mal schnell etwas nachzuschlagen.

Bloß anhand der Studienbriefe lassen sich keine Klausuren in der vorgegebenen Zeit lösen.

Ich finde den Fokus auf die Theorie und die Abkehr von den praktischen Bezügen in den Studienbriefen sehr ärgerlich. Letztendlich musste ich mir für die meisten Fächer dementsprechend Lehrbücher kaufen, um mich für die Klausur und insbesondere die Einsendearbeiten vorzubereiten. Nichtzuletzt auch deswegen, weil sich viele Studienbriefe alles andere als gut lesen lassen.
Hier kann ich gerade für die ersten Semester die Dummies-Bücher (BGB für Dummies, Staatsrecht für Dummies, Strafrecht für Dummies, etc.) empfehlen. In späteren Modulen werden die Themen dann etwas spezieller, sodass man mit einem guten Lehrbuch aus der Beck Bibliothek besser bedient ist.

Theoretisch kann man sich die praktische Erfahrung auch über die (online) Mentoriate aneignen. Allerdings ist es häufig so, dass die Mentoriate erst starten, wenn die Abgabefrist für die Einsendearbeiten schon kurz vor dem Ablaufen ist. Es ist daher häufig nicht möglich, sich das Wissen zur Lösung der Einsendearbeiten über die Mentoriate anzueignen. Und die Studienbriefe zur Lösung der Einsendearbeiten heranzuziehen, ist super ineffizient. Da helfen dann wirklich ein gutes Lehrbuch oder Altklausuren wesentlich besser.

Fazit

Letztendlich muss ich sagen, dass ich von der Lehre an der Fernuni etwas enttäuscht bin. Gerade weil ja häufig der persönlichere Kontakt zu anderen Studierenden und den Lehrenden fehlt, hatte ich schon erwartetet, dass man sich um die Lehrmethoden wesentlich mehr Gedanken macht. Letztendlich ist die Lehre natürlich gut genug, sodass man  alle nötigen Kompetenzen als Juristin bzw. Jurist vermittelt bekommt, aber da ist noch sehr viel Luft nach oben, wenn es darum geht, die Studierenden dabei so gut es geht zu unterstützen.


Kommentare

Eine Antwort zu „Erfahrungsbericht: Bachelor of Laws Fernuni Hagen – Lehre im Fernstudium“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert